Machtwechsel bei den britischen Grünen: Caroline Lucas ist wieder Parteichefin

Bewährtes setzt sich durch: Die einzige Grünen-Abgeordnete im Unterhaus kehrt an die Spitze der Partei zurück. Immerhin im Tandem mit Jonathan Bartley.

Caroline Lucas im Porträt mit Mikro in der Hand

Sie ist wieder in ihrer alten Doppelrolle: Caroline Lucas Foto: imago/Zuma press

BERLIN taz | Caroline Lucas, die einzige Grünen-Abgeordnete im britischen Unterhaus, ist wieder Vorsitzende ihrer Partei. Rund 86 Prozent der auf dem Grünen-Parteitag in Birmingham anwesenden Mitglieder votierten für sie und den relativ unbekannten Jonathan Bartley als Führungstandem. Die beiden konnten sich damit deutlich gegenüber fünf weiteren MitbewerberInnen durchsetzen.

Lucas und Bartley lösen Natalie Bennett ab, die seit 2012 die Führungsposition bekleidet, jedoch schon im Frühjahr ihren Rücktritt erklärt hatte. Während ihrer Amtszeit konnte die Partei ihre Mitgliederzahl signifikant steigern, bei der Unterhauswahl 2015 wurden die Grünen von mehr als einer Million Stimmberechtigten gewählt.

In Großbritannien herrscht jedoch das Mehrheitswahlrecht und es gelang der Partei nicht, jene Wahlkreise zu gewinnen, in denen sie sich ernsthafte Chancen ausgerechnet hatte – dazu gehörten zum Beispiel die Universitätsstädte Bristol und Norwich. Einzig Caroline Lucas konnte ihr Mandat für Brighton Pavilion, das sie bei der Wahl 2010 erlangt hatte, erfolgreich verteidigen. Zudem verloren die Grünen ihre Mehrheit im Stadtrat von Brighton.

Dass die Grünen die Erfolgswelle, die sich vor der Unterhauswahl 2015 abgezeichnet hatte, nicht zu Ende reiten konnten, wurde unter anderem auch Natalie Bennett angelastet, die in einem Radiointerview mit LBC während des Wahlkampfes eine unglückliche Figur gemacht hatte. Bennett kündigte gegenüber dem Independent an, jedoch nicht aus der Politik auszusteigen, sondern womöglich erneut bei den nächsten Unterhauswahl zu kandidieren.

Prominentester Kopf ihrer Partei

Caroline Lucas bleibt der bei weitem prominenteste Kopf ihrer Partei, sie führte die Grünen erstmals von 2008 bis 2012 und konnte sich zudem einen Namen als Autorin von Büchern über den ökologischen Umbau der Wirtschaft, die Auswirkung der Globalisierung auf die britische Gesellschaft und Tierschutzrechte machen.

Sie unterstützt die sozialen Proteste gegen die Austeritätspolitk der konservativen Regierungen Großbritanniens seit 2010 und den ehemaligen griechischen Finanzminister Yannis Varoufakis bei seinen Bestrebungen, eine Bewegung zu formieren, die die EU von links zu reformieren versucht. Bei dem Parteitag in Birmingham übte sie scharfe Kritik am Brexit-Kurs der Regierung von Theresa May, den sie ein Desaster nannte.

Innerparteiliche Kritiker erkennen zwar die Rolle von Lucas für ihre Partei an, bemängeln aber den zu engen Fokus auf ihre Person. Einige Stimmen sprachen dementsprechend eher von einer Krönung als von einer Wahl der neuen Grünen-Führung.

Lucas trug dieser Kritik schon im Vorfeld zumindest dahingehend Rechnung, dass sie sich das Spitzenticket mit Jonathan Bartley teilte. Der 44-Jährige war bisher sozialpolitischer Sprecher seiner Partei und ist Schlagzeuger bei der Bluesrock-Band The Mustangs. Mit der Ko-Spitze nähern sich die britischen Grünen nun dem Modell der deutschen Schwesterpartei an, politisch stehen sie mit Caroline Lucas aber weiterhin mehrheitlich links von den Positionen eines Cem Özdemir.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.