Verkehrsclub über einheitliches Ticket: „Das E-Ticket allein reicht nicht“

Verkehrsminister Alexander Dobrindt plant ein bundesweit einheitliches E-Ticket für den ÖPNV. Philipp Kosok erklärt, was davon zu halten ist.

Zwei Fahrgäste wollen ein Ticket am Automaten ziehen

Ende des Tarifdschungels durch ein bundesweites E-Ticket? Foto: reuters

taz.am wochenende: Herr Kosok, das bundesweite E-Ticket soll kommen. Überfällig oder Luftnummer?

Philipp Kosok: An sich ist das E-Ticket ja nicht neu. Viele Verkehrsunternehmen arbeiten bereits seit längerem an solchen Lösungen. Eine bundesweite Einführung ist zu begrüßen, etwa um den Tarifdschungel in Deutschland durchsichtiger zu machen. Derzeit gibt es über hundert verschiedene Verkehrs- und Tarifverbunde in Deutschland.

29, ist Referent für Verkehrspolitik beim ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD)

Wird der ÖPNV dadurch attraktiver?

Das E-Ticket erhöht vor allem den Komfort für diejenigen, die bereits Bus und Bahn fahren. Das ist sinnvoll, aber nicht die alleinige Lösung. Wir müssen in den kommenden Jahren einen deutlichen Teil des Autoverkehrs in den ÖPNV verlagern. Das geht nur mit neuen Strecken und Angeboten. Das E-Ticket ist in dieser Hinsicht eher eine Zusatzmaßnahme.

Gibt es Erfahrungen aus anderen Ländern?

Dass es ein einheitliches E-Ticket in einem ganzen Land gibt, ist mir persönlich nicht bekannt.

Und in den Bundesländern?

In den meisten Verkehrsverbunden gibt es heute schon ein E-Ticket. Beispielsweise kann ich mit der App der Leipziger Verkehrsbetriebe meinen Fahrschein für die Straßenbahn kaufen, aber auch ein Mietfahrrad oder Carsharing-Auto ausleihen. Wer in Münster in den Bus steigt, muss nur seine Chipkarte an den Sensor im Türbereich halten und bekommt am Ende des Tages automatisch den für ihn günstigsten Ticketpreis abgerechnet.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Der Fahrgast muss wissen, welche Daten er durch die Nutzung des E-Tickets preisgibt. Es sollten nicht mehr Daten erhoben werden als notwendig. Die Entwicklung der dazu notwendigen System sollte in den Händen der Verkehrsbetriebe liegen. Dazu muss an die Menschen gedacht werden, die ein E-Ticket, aus welchen Gründen auch immer, nicht nutzen wollen oder können. Dass man 2019 beim Busfahrer keinen Papierfahrschein mehr ziehen kann, halte ich für illusorisch.

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