Hamburger Bildungs-Initiative: Ini will mehr Geld für Inklusion

Die Volksinitiative „Gute Inklusion“ sammelt ab sofort Unterschriften für mehr Lehrer, Pädagogen und Erzieher. Ihr Kernforderung lautet: drei Stunden pro Kind.

Ein weg für jeden: Inklusion muss unterschiedliche Bedürfnisse bedienen Foto: Fredrik von Erichsen /dpa

HAMBURG taz | Sie streiten für mehr und bessere Inklusion an Hamburgs Schulen: Die Volksinitiative „Gute Inklusion für Hamburgs SchülerInnen“ hat am Montag offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Nach Anmeldung ihres Ansinnens im Rathaus hat sie nun sechs Monate Zeit, mindestens 10.000 Unterschriften zu sammeln. Schafft sie dies, muss sich die Hamburgische Bürgerschaft mit ihren Forderungen auseinandersetzen.

„Uns geht es vor allem darum, dass mehr Lehrer, Pädagogen und Erzieher an die Schulen kommen“, sagte Initiativensprecher Pit Katzer. Für Schüler mit Schwierigkeiten im Bereich LSE (Lernen, Sprache, emotionale Entwicklung) fordert die Initiative, dass drei Lehrerstunden pro Kind auch wirklich an den Schulen ankommen. „Die Schulen brauchen diese Ressourcen, damit wirklich jedes einzelne Kind gefördert werden kann“, ergänzt Sylvia Wehde, selber Mutter eines LSE-Kindes, die zusammen mit dem pensionierten Schulleiter Katzer und dem Vater Maik Findeisen als Person die Initiative anmeldete.

Um diese sogenannten LSE-Resourcen gibt es seit vier Jahren Streit. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte 2012 ein ausgefeiltes Konzept einer „systemischen Ressource“ gestartet. Das ging davon aus, dass an Grundschulen vier Prozent der Kinder LSE-Förderbedarf haben. Für jedes Kind sollte es drei Förderstunden pro Woche geben. Doch die Sache ging schief, weil die Schulen deutlich mehr Kinder meldeten. Zwar ging die Zahl der Kinder an Sonderschulen zurück, aber nicht im gleichen Maße. Seit 2014 werden deshalb auf Rabes Anweisung die Kinder einzeln diagnostiziert und dies extern überprüft. Es blieb bei den hohen Zahlen.

Die neue rot-grüne Regierung schuf zwar neue Stellen. Doch auch die reichen nicht, um die versprochenen drei Stunden pro Kind und Woche zu halten. „An den Stadtteilschulen und Gymnasien wurden im jetzigen Jahrgang 5 noch nicht mal zwei Lehrerstunden pro Schüler mit LSE zugewiesen“, kritisiert Pit Katzer.

Kinder mit Behinderung im Bereich körperlicher oder geistiger Entwicklung, im Hören oder Sehen oder Kinder mit Autismus sollen ein Drittel mehr Personal zugewiesen bekommen.

In der Inklusion soll es so viele Therapie- und Pflegestunden geben, wie an den Sonderschulen. Und jedes Kind soll 8 Quadratmeter mehr Raum bekommen.

Zehn Jahre lang sollen je zehn Millionen Euro für barrierefreie Schulen bereitgestellt werden.

„Gute Inklusion“ fordert nun, dass die Behörde von sieben Prozent LSE-Kindern ausgeht und für diesen Anteil auch die drei Stunden pro Kind finanziert. Sind vier LSE-Kinder in einer Klasse, könnte man damit in zwölf Stunden, also fast der Hälfte der Woche eine Doppelbesetzung haben.

Das Bündnis, das von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), vom Grundschulverband Hamburg, vom Verband Hamburger Schulleitungen und von der Linken unterstützt wird, hat zudem vier weitere Forderungen zu Räumen und Personal (siehe Kasten).

In der Summe würden die Forderungen nach Schätzung des Landeswahlleiters etwa 54 Millionen Euro im Jahr kosten. Das würde noch gerade im Rahmen dessen liegen, was Volks­initiativen fordern dürfen, ohne die Haushaltshoheit des Parlaments zu beschneiden.

Kommen die 10.000 Unterschriften zusammen, so bleiben Stadt und Initiative vier Monate Zeit, um über eine Einigung zu verhandeln. Geht das schief, müsste „Gute Inklusion“ in drei Wochen rund 60.000 Unterschriften sammeln, um den Senat wieder an den Verhandlungstisch zu kriegen.

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