Anschlag auf Menschenrechtler in Birma: Prominenter Muslim erschossen

Ko Ni beriet Friedensnobelpreisträgerin Aung Suu Kyi und war ein wichtiger Motor der Demokratisierung des Landes. Nun wurde er ermordet.

Der Leichnam von Ko Ni liegt bei der Beerdigung in einem Sarg, der aussieht wie ein Bett, das mit verzierten Metallstäben geschmückt ist. Um ihn herum fotografieren viele Männer den Toten.

Noch ein letztes Bild vom prominenten Rechtsanwalt: die Leiche von Ko Ni bei der Beerdigung Foto: ap

RANGUN taz | Seit dem Morgen versammeln sich Trauernde in der 42. Straße im Zentrum Ranguns. Sie kommen, um Ko Ni Respekt zu zollen, der dort lebte. Der prominente muslimische Rechtsanwalt war am Sonntagnachmittag kaltblütig erschossen worden. Während über die Hintergründe noch nichts bekannt ist, werten Beobachter das mutmaßliche Attentat als schlechtes Omen für die weitere Demokratisierung des überwiegend buddhistischen Landes.

Ko Ni war in Birma (Myanmar) eine angesehene öffentliche Person. Der Anwalt unterstützte die Nationale Liga für Demokratie (NLD) der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Rechtsfragen, kritisierte die von den Militärs stammende Verfassung und rief immer wieder zum Frieden zwischen Buddhisten und Muslimen auf. Er galt als enger Vertrauter Aung San Suu Kyis. Ihre Partei NLD verurteilte den Mord als „terroristischen Akt“, doch die De-facto-Regierungschefin äußerte sich bisher nicht.

Ein Foto der Tat zeigt, wie Ko Ni am Taxistand des Ranguner Flughafens seinen Enkel auf dem Arm hält, als der Täter von hinten eine Pistole auf ihn richtet und ihn mit zwei Schüssen tötet. Mit Ko Ni starb ein Taxifahrer, der mit anderen den um sich schießenden Täter überwältigte. Bei dem Mörder soll es sich um einen Mann handeln, der für den Schmuggel von Buddha-Figuren eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt hatte. Motive oder Auftraggeber sind nicht bekannt.

„Mein Vater hat nichts Unrechtes getan. Er tat, was er für wichtig hielt, und dafür musste er sterben, wie ein Märtyrer“, sagte seine Tochter einem TV-Sender. Sie wollte ihn gerade vom Flughafen abholen, als er mit einer Regierungsdelegation aus Indonesien zurückkam.

Der Menschenrechtler hatte Drohungen erhalten

Ko Ni hielt sich nie zurück mit Kritik an der Verfassung, die der NLD trotz ihres großen Wahlsiegs 2015 bei der Machtausübung im Weg steht. Der 65-Jährige half, die Demokratisierung der Verfassung zum Trotz voranzutreiben und vertrat die NLD vor Gericht. „Er ist unersetzlich“, hieß es aus NLD-Kreisen.

2015 verurteilte der Verfassungsrechtler neue Rasse- und Religionsgesetze, die Menschenrechtler als Angriff auf Minderheiten werteten. Als einer der wenigen wagte er es, sich gegen die nationalistischen buddhistischen Mönche hinter der Gesetzesinitiative aufzulehnen. Spätestens seitdem erhielt er Drohungen.

Am Montagnachmittag trauerten an seinem Sarg buddhistische Mönche und Muslime gemeinsam. „Sein Tod ist ein Verlust für unser ganzes Land“, sagte NLD-Parteiveteran Tin Oo. Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Myanmar, Yanghee Lee, die Ko Ni noch vor Kurzem traf, forderte eine gründliche Aufklärung des Verbrechens.

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