Neuer Ärger um Ditib: In der Zentrale eingebunkert

Neue Vorwürfe belasten den Islamverband. Auch der Spitzelverdacht gegen seine Imame ist nicht ausgeräumt, Doch Konsequenzen bleiben aus.

Ein Mann sitzt in einer Moschee auf Teppichen

Ditib ist größte deutsche Islamverband. Das Archivbild zeigt einen Mann in der Hamburger Ditib Merkez Mescidi Aksa Moschee Foto: dpa

BERLIN taz | Der größte deutsche Islamverband kommt nicht zur Ruhe. Die Affäre um die Imame der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (Ditib), die ihre Gemeinden ausgeforscht haben, ist noch nicht ausgestanden. Da sorgt der Hessische Rundfunk mit einem Bericht, wonach Mitglieder von Ditib-Gemeinden auf Facebook in türkischer Sprache abwertende Sprüche gegen Christen und Juden gepostet hätten, für neue Unruhe.

Aber der Reihe nach: Im Dezember des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die Religionsattachés der türkischen Generalkonsulate in Köln, Düsseldorf und München Spitzelberichte nach Ankara geschickt hatten. In diesen Berichten waren Namen von angeblichen Gülen-Anhängern in Deutschland aufgelistet. Imame der türkisch-islamischen Ditib sollen sie zusammengetragen haben.

Die Imame der Ditib werden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt und bezahlt, um in Deutschland als Vorbeter und Seelsorger zu arbeiten. Doch nach dem Putschversuch in der Türkei wurden sie auch damit beauftragt, Anhänger des türkischen Predigers Fethullah Gülen in Deutschland ausfindig zu machen und nach Ankara zu melden. Die türkische Regierung macht Gülen für den gescheiterten Staatsstreich im Juli verantwortlich.

Der taz liegt der Bericht des Religionsattachés des Münchener Konsulats vor, der verrät, dass mehrere Ditib-Imame Mitglieder ihrer Gemeinden angeschwärzt haben. Einige Imame hatten nicht viel zu berichten und fassten sich sehr kurz, andere kamen dem Wunsch der türkischen Regierung mit großem Eifer nach.

Der Imam der Eyüp-Sultan-Moschee im nordrhein-westfälischen Engelskirchen etwa listete mehrere Personen namentlich auf. Und der Imam der Ditib-Gemeinde in Fürthen (Rheinland-Pfalz) ergänzte die Namen um eine kurze Beschreibung ihrer Tätigkeiten. Wer als Gülen-Anhänger verdächtigt wird, kann bei der Einreise in der Türkei Probleme bekommen.

Im Visier des Generalbundesanwalts

Der Grünen-Politiker Volker Beck hatte im Dezember Anzeige gegen Ditib wegen Spionageverdachts erstattet, der Generalbundesanwalt nahm dar­aufhin Ermittlungen auf. Die Namen der Imame, die sich als Informanten betätigt haben, gehen aus den Berichten hervor. Manche, wie der Imam der Moschee in Betzdorf, sind inzwischen wieder in die Türkei zurückgekehrt. Andere, wie der Imam der Merkez-Moschee in Duisburg, sind offenbar noch immer im Dienst.

Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga hatte es Mitte Januar als „Panne“ bezeichnet, dass Ditib-Imame der Anweisung aus Ankara gefolgt seien, und „Konsequenzen“ versprochen. Doch passiert ist seitdem nichts. Wie alle Vorstandsmitglieder des Ditib-Bundesverbands ist Alboga direkt bei der Religionsbehörde in Ankara angestellt.

Auch manchen Landesverbänden von Ditib fehlt der Aufklärungswille in der Zentrale

Auch manchen Ditib-Landesverbänden fehlt da der Aufklärungswille. Die Vorwürfe müssten auf jeden Fall geklärt werden, sagte Sedat Simsek, der Vorsitzende von Ditib-Nord, dem NDR. „Wenn es wirklich solche Leute gibt, dann müssen sie sofort rausgeschmissen werden.“ Denn das sei eindeutig Amtsmissbrauch. Er selbst, so Simsek, könne einem solchen Imam nicht mehr vertrauen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, fordert von Ditib, sich zügig und vollständig von Ankara zu lösen. Doch nach außen wirkt der Verband eher hermetisch und bunkert sich in seiner Zentrale in Köln ein.

Schnelle Reaktion auf neue Vorwürfe

Auf die jüngsten Medienberichte über Facebook-Hetze von Gemeinde-Mitgliedern hat er rasch reagiert. Der Ditib-Vorsitzende Nevzat Yaşar Aşıkoğlu erklärte am Dienstag, Antisemitismus und Christenfeindlichkeit seien „absolut inakzeptabel“.

Auch wenn „diese hetzerischen Umtriebe“ nicht in Kenntnis der Ditib erfolgt seien, werde es „entsprechende Untersuchungen“ und „Konsequenzen“ geben.Bis auf solche Pressemeldungen dringt bei Ditib aber kaum Internes nach außen.

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