Berlinale-Staralbum: Catherine Deneuve: Die Demütige

Catherine Deneuve, die Grand Dame des französischen Kinos, schwankt bei der Pressekonferenz auf der Berlinale zwischen Profidiva und Zurückhaltung.

Catherine Deneuve blickt zur Seite

Kennt sich aus mit Gemeinheiten des Filmgeschäfts: Catherine Deneuve Foto: reuters

„Madame Deneuve, sind Sie nicht traurig, dass die Zeit der großen französischen Meisterwerke vorbei ist? Ich meine, dieser neue Film ist ja wahrlich kein Meisterwerk.“ Eine beunruhigende Stille kriecht durch den Saal. Schonungslose Journalistenfragen sind selten zu hören bei Berlinale-Pressekonferenzen.

Catherine Deneuve wendet sich fürsorglich nach rechts Martin Provost zu, der beim außer Konkurrenz laufenden Wettbewerbsfilm „Sage Femme“ Regie führte. Sie wechseln ein paar Worte, dann spricht Deneuve in charmantem Englisch ins Mikro: „Das Wort Meisterwerk ist inhaltsleer, wenn wir vom zeitgenössischen Film sprechen. Außerdem sind Sie gemein.“

Catherine Deneuve muss es wissen. Sie, die Grande Dame des französischen Kinos, hat in ihrer fünf Dekaden währenden Karriere die Gemeinheiten des Business und die großen Meister kennengelernt. Roman Polanski, Luis Buñuel, François Truffaut – alle wollten Deneuve in ihren Filmen sehen.

Doch die 73-Jährige macht sich nicht viel aus dem Kultbegriff: „Sehen Sie, als wir mit Truffaut ‚La siréne de Mississippi‘ drehten, war das einfach nur ein Film. Wir bekamen ein paar gute Kritiken, ein paar schlechte, es war nichts Besonderes. Das Etikett des Meisterwerks wurde dem Film nämlich erst 15 Jahre später aufgedrückt. Diese Dinge brauchen Zeit. Sie können den Wert eines Films immer erst im Nachhinein erkennen, wenn sie den Kontext betrachten.“

Sie hat den Plan

Im eleganten schwarzen Leder-Top und mit dezenter Föhnwelle wirkt Deneuve zwar wie die Profidiva, gibt sich aber auch betont demütig. Auf die Bemerkung, der aktuelle Oscar-Kandidat „La La Land“ sei von ihrer Rolle im Musical „Les parapluies de Cherbourg“ (1964) inspiriert, antwortet sie: „Ich mochte ‚La La Land‘ sehr, und es ist mir eine Ehre, dass der Regisseur dabei an mich dachte. Er war mehrmals in Paris, um mir von seinem Vorhaben zu erzählen. Ich fand das schmeichelhaft.“

Im Berlinale-Film „Sage Femme“ spielt sie eine Pariser Exzentrikerin, die nach ihrer Krebsdiagnose die Tochter ihres Exfeliebten (Catherine Frot) kontaktiert. „Es machte mir sehr viel Spaß, diese Rolle zu spielen, weil es richtiges Spielen war“, sagt Deneuve. „Tatsächlich ähnelt meine Person der Rolle überhaupt nicht. Ich gehe nicht annähernd so planlos durchs Leben.“ Angenommen hätte das wohl auch niemand.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.