Hände hoch, Schmuck her, is ’n Überfall

HipHop Run The Jewels, das Veteranenduo, veröffentlicht ein wütendes neues Album

Wissen Sie, wie es auf Englisch heißt, wenn Sie Schmuck klauen und wegrennen? „Run the ­jewels.“ So haben die beiden Rap-Routiniers Killer Mike und El-P nicht nur ihr 2013 gegründetes Duo genannt, sondern auch ihre Alben. Auf den Illustrationen des Covers drehen sie das Bild um, so auch beim jetzt erschienenen „Run The Jewels 3“. Links eine Hand mit zwei ausgestreckten Fingern und aufgestelltem Daumen – eine Waffe. Rechts eine Faust, die eine Halskette hält. Sie wird nämlich zurückgeklaut! In diesem Sinne monieren die beiden 39-Jährigen zusammen mit Rap-Veteranin Trina auf dem Song „­Panther Like a Panther“ explizit die bisher ausgebliebene Grammy-Nominierung und melden Am­bi­tio­nen an, endlich die große Kohle mit nach Hause zu nehmen, die bisher andere eingestrichen haben.“

Der Sound des Songs ist charakteristisch für das Album: bedrohliche Hörner, LoFi-Bassdrums und ratternde Hi-Hats lassen Killer Mike und El-P dreckig klingen und aggressiv, als hätten sie mit Ende 30 noch mal Bock auf Stunk und gingen mit dem Schlagstock auf die Szene los. Abseits von Referenzen an die Black Panthers erinnern die beiden in ihrer Militanz, die das aktuelle Album von seinen zwei Vorgängern unterscheidet, an die HipHop-Ikonen Public Enemy und Ice Cube. Letzterem ist Killer Mike sogar stimmlich äußerst ähnlich. Beiden scheint die Stimme dem Gaumen zu entspringen, in der Art Kermits, was den Reimen manchmal etwas Entrücktes verleiht.

Zweiter Frühling

Ein Blick auf die Karrieren der Künstler zeigt, dass das Run-The-Jewels-Projekt für die beiden ein zweiter Frühling ist. Der aus Brooklyn stammende El-P (ein Großteil der Produktionen ist von ihm), bürgerlich Jaime Meline, startete seine Karriere Ende der Neunziger beim New Yorker Underground­label ­Rawkus und ist eine Ikone – szeneintern wird er gefeiert, im Mainstream fand er bisher nicht statt. So auch Killer Mike. Der kommt aus dem Dunstkreis der Südstaatenrapper Outkast, hat schon mit Jay-Z ­zusammengearbeitet, doch vielen wurde er erst durch sein starkes Engagement für Bernie Sanders während des demokratischen Vorwahlkampfes bekannt.

Inhaltlich positionieren sich Run The Jewels zwischen Martin Luther King, Malcolm X und Penismetaphern. Sie kritisieren die Militarisierung der US-Polizei und die Ausgrenzung schwarzer Menschen, vergessen aber nicht, ZuhörerInnen daran zu erinnern, wo ihre Wummen stehen. Nimmt man als Grundlage, dass der Vorgänger „Run The Jewels 2“ hie und da genreübergreifend als Meisterwerk gefeiert wurde, müsste „Run The Jewels 3“ auch für das HipHop-Jahr 2017 genügend ­Gesprächsstoff liefern.

Yannick Ramsel

Run The Jewels: „Run The Jewels 3“ (Run The Jewels Inc./Red Essential)