Confed-Cup in Russland: Kritische Berichte verboten

Kreml und Fifa wollen, dass Journalisten beim Confed-Cup in Russland ausschließlich vom Turnier berichten. Beim DFB regt sich Kritik.

Zwei Männer in Anzügen halten gemeinsam einen Fußball in den Händen

Hand in Hand: Wladimir Putin und Gianni Infantino Foto: dpa

BERLIN/MOSKAU taz/dpa | Schöne bunte Fußballwelt: Beim Confederations Cup in diesem Sommer ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft will Russland in bestem Licht erscheinen. Berichte über eventuelle Proteste oder Menschenrechtsverletzungen würden da nur stören. Akkreditierte Journalisten sollen deshalb nur auf den grünen Rasen schauen – so verlangen es die Richtlinien in den Akrreditierungsunterlagen.

Nun ist Russland wegen möglicher Einschränkungen bei den Medien-Akkreditierungen jedoch in die Kritik geraten. „Es wäre ein wichtiges Signal für die WM 2018, wenn schon beim Vorbereitungsturnier das russische Organisationskomitee deutlich macht, dass es keine Einschränkungen der Pressefreiheit gibt“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel der Bild-Zeitung. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kündigte an, dass er sich bei der Fifa-Councilsitzung am 9. Mai in Bahrain dafür einsetze, dass die Journalisten beim Confed Cup frei berichten können.

In den Akkreditierungsbedingungen wird darauf hingewiesen, dass Journalisten ausschließlich über das Turnier und „damit verbundene Ereignisse berichten“ und nur „auf dem Gebiet der Spielorte und nahegelegener Sehenswürdigkeit tätig sein“ dürfen. Solche Einschränkungen hatte es bei früheren Turnieren nicht gegeben.

Der Fußball-Weltverband Fifa brauchte am Dienstag eine Weile um sich zu sortieren. Am Nachmittag kam dann ein eher schwammiges Statement aus Zürich: „Journalisten, die eine Fifa-Akkreditierung für den Fifa Konföderationen-Pokal erhalten, können an den Spielorten und in den umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten“, hieß es.

In der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ nimmt Russland Platz 148 ein. Für die Arbeit in Russland können ausländische Journalisten aber auch eine Akkreditierung beim Außenministerium in Moskau beantragen.

„Bedingungen einer Diktatur“

Unterdessen hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) die Fifa am Dienstag heftig kritisiert: Er forderte den Weltfußballverband auf, die Akkreditierungsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten zum Confederations-Cup in Russland „radikal zu überarbeiten“. „Das sind die Bedingungen einer Diktatur, die Angst davor hat, dass in den Medien kritische Berichte über das politische, wirtschaftliche und soziale Umfeld der Spiele erscheinen könnten“, heißt es in einem Brief des DJV an Fifa-Chef Gianni Infantino.

Das Fußballturnier findet vom 17. Juni bis 2. Juli statt und gilt als Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2018. Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nimmt daran teil. Die Bild-Zeitung kündigte an, „keine Reporter zum Confed-Cup zu schicken, solange dieser Zensur gilt“.

Politiker mehrer Parteien äußerten sich am Dienstag: Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) kritisierte die möglichen Einschränkungen für Medien scharf. „Es muss klipp und klar sein: Sportberichterstattung und Geld verdienen kann nicht auf dem Rücken der Pressefreiheit erkauft werden“, sagte Kauder vor einer Sitzung der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann nahm via Bild-Zeitung Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Pflicht: „Presse- und Meinungsfreiheit muss über Grenzen und Themen hinweg gelten – auch bei der Sportberichterstattung. Das sollte Frau Merkel dem russischen Präsidenten klar machen.“ Ähnlich äußerte sich Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Deutschland kann es nicht einfach hinnehmen, wenn Putin die Pressefreiheit mit Füßen tritt.“

Und die Russen? Witali Mutko, seineszeichens Vizeregierungschef und Fußballverbandsboss in Personalunion, kann kein Problem erkennen. „Journalisten wird beim Confederations Cup nicht verboten, über irgendetwas zu schreiben. Sie können schreiben, worüber sie wollen“, sagte er in St. Petersburg der Agentur Tass zufolge. Eine Rücknahme der umstrittenen Akkreditierungsregeln stellte er aber nicht in Aussicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.