Rechtes Internetphänomen: Der Frosch ist tot

Das Meme und unfreiwillige Symbol der Alt-Right-Bewegung, Pepe der Frosch, wurde von seinem Erfinder zu Grabe getragen.

Pepe der Frosch

Die rechtsradikale Alt-Right-Bewegung hat Pepe den Frosch auf dem Gewissen Foto: Reuters

Das Internet trauert. Nach langem Kampf um die Bedeutung seiner Figur hat „Pepe the Frog“-Erfinder Matt Furie sein beliebtes Meme sterben lassen. Der mal arrogant grinsende, mal tief-traurig dreinblickende Frosch war während des Wahlkampfs in den USA zu einem Symbol der Alt-Right-Bewegung geworden – auch wegen der großen Aufmerksamkeit, die das Team von Hillary Clinton und Medienvertreter_innen den rassistischen Abbildungen mit ihm im Internet schenkten.

Pepes Werdegang liest sich wie ein modernes Netz-Drama: Sein Debüt gab er als fröhliche Kiffer-Amphibie in Matt Furies Comic „Boy's Club“. Da lagen die Pepes mit Trump-Frisur oder Hitler-Bart noch in weiter Ferne. Das imageboard 4chan machte den Frosch dann zum Internetstar: Sein Gesicht entwickelte sich zur Projektionsfläche verschiedenster Themen und Emotionen, sogar Katy Perry und Nicki Minaj sprangen auf den Zug auf. Doch letztlich gelangte Pepe zu eher zweifelhaftem Ruhm.

Seiten wie 4chan sind die Quintessenz des Internets, ein Ort an dem jeder sich über alles austauschen kann. Die Hackergruppe Anonymous soll sich hier gefunden haben. Aber auch die „GamerGate“-Debatte, die sich gegen Frauen in der Computerspiel-Industrie richtete, wurde hier angeheizt. Alles ist möglich in dieser digitalen Dunkelgasse – auch der Aufstieg eines sympathischen Frosches zum Sinnbild rassistisch-antisemitisch motivierter Beiträge.

Am Schlimmsten daran ist, dass der Hass der Internettrolle als Humor verschleiert daherkommt. 4chan ist der Generation Internet, was den vorherigen Generationen der Stammtisch war. Vertreter der „Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Fraktion laufen hier zu Höchstform auf und setzen alles daran, die sogenannten „Normies“, also Angehörige des Mainstreams, zu schocken. In diese Falle tappten amerikanische Medien Mitte 2016, als sie die Debatte um Pepe als Symbol der weit rechts stehenden Alt-Right-Bewegung lostraten – und den Trollen damit Öl ins Feuer gossen.

Der Streit entbrannte darum, ob eine einzelne Gruppe ein Internetphänomen für sich reklamieren kann, was schräger Internet-Humor alles darf und wie Pepe zurück zu seinem alten Selbst finden könnte. Matt Furie startete die Rettungskampagne #SavePepe, kurz nachdem der Frosch von der Antidiffarmierungsliga in deren Hasssymbol-Datenbank aufgenommen worden war. Furie gestand nun seine Niederlage ein, indem er einen letzten Pepe-Comic auf seiner tumblr-Seite postete. Darin trauern die Freunde aus „Boy's Club“ um einen im Sarg aufgebahrten Pepe.

Mit dem symbolischen Tod Pepes hat Furie das Wesen des einst so gechillten Froschs jetzt also ganz in die Hände der rechten Netz-Community gelegt. Nicht dass sie zuvor jemand daran hätte hindern können, die Figur für ihre Zwecke zu nutzen. Nun ist der Weg aber wirklich frei. Es sei denn, wir verweigern ihr die Aufmerksamkeit. Denn Pepes Geschichte sagt viel über die Dynamiken des Internets aus: Stell dir vor, Nazis posten im Internet, aber niemand schaut hin. Wenn wir lernen, den Trollen kein Gehör zu schenken, ist Pepe vielleicht nicht ganz umsonst gestorben.

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