Windelweicher Bunker-Vertrag

Stadtentwicklung Der Vertrag für die Begrünung des Feldstraßenbunkers enthält eine Menge Hintertürchen für den Investor und fragwürdige Klauseln für die Stadt

Früher Flak-Stellung, künftig Sockel für hängende Gärten: Dach des Feldstraßenbunkers Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

von Katharina Kücke

Neue Details rücken die geplante Aufstockung des Bunkers an der Feldstraße in ein gräuliches Licht. Der sogenannte Medienbunker soll einen fünfstöckigen Aufbau erhalten, der als grünes Paradies und Hügel über der Stadt samt öffentlichem Stadtgarten mit Aussicht beworben wird. Kritiker warnen aber davor, dass der städtebauliche Vertrag mit dem Investor Thomas Matzen das keineswegs garantiert.

Der Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld ist ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Senat und das Bezirksamt Mitte haben der Begrünung und Aufstockung bereits zugestimmt, nun steht nur noch ein Beschluss der Bürgerschaft aus.

Vertraglich festgelegt wurde bisher, dass maximal 25 Prozent Betonfläche zu sehen sein sollen. Das gilt allerdings nur im Sommer. Im Winter darf der Aufbau bis zu 100 Prozent sichtbar sein.

Für den Stadtplaner Mario Bloem von der Feldbunker-Initiative ein Unding. „Die Abbildungen zeigen einen Dschungel. Da erwartet man 100 Prozent Begrünungsansicht“, sagt Bloem. Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamtes Mitte, findet hingegen, dass es völlig normal sei, dass Blumen eher im Sommer blühen „Ich glaube nicht, dass der Bunker grau wird“, sagt sie. „Schließlich gibt es ja immergrüne Pflanzen.“

Doch auch mit Blick auf den versprochenen Stadtgarten gibt es Kritik. Laut Bloem fällt dieser kleiner aus als erwartet. Die Berechnung der Grünflächen stimme nicht, der Investor rechne die Fluchtrampe sowie vertikale Begrünung mit ein. „Die Öffentlichkeit bekommt ein paar Büsche und eine Parkgastronomie. Und dafür werden 14 Bäume vor dem Bunker abgeholzt, das Baudenkmal entstellt und ein Hotel oben drauf gesetzt“, bilanziert Bloem.

„Der Investor zieht Hamburg und St. Pauli über den Tisch“, sagt Bloem. Denn auch bei der Anzahl der Veranstaltungen steckt der Teufel im Detail. Eigentlich hatten sich Stadt und Investor auf maximal 38 Veranstaltungen pro Jahr geeinigt. Nun werden im städtebaulichen Vertrag „nicht störende“ Veranstaltungen mit bis zu 1.300 Besuchern davon ausgenommen.

„Der Investor zieht Hamburg und St. Pauli über den Tisch“

Mario Bloem, Stadtplaner

„Es ist absurd, dass eine Veranstaltung mit 1.300 Besuchern nicht als Großveranstaltung gilt“, sagt Bloem. Weiland dagegen sieht kein Problem für den Stadtteil und vermutet, dass es sich lediglich um kleinere Veranstaltungen handeln wird. „Veranstaltungen mit 50 Teilnehmern werden keine Auswirkungen auf den Stadtteil haben“, sagt Weiland.

Bloem kritisiert überdies die Entschädigung, die der Investor fordern kann, wenn die Stadt seinen Erbbaurechtsvertrag nach dem Jahr 2067 nicht verlängert. Diese sei viel zu hoch angesetzt. Bloem hofft, dass der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft heute Abend die nötigen kritischen Fragen an den Senat stellt.

Bei der kommenden Abstimmung in der Bürgerschaft wird auch der Grünen-Abgeordnete Farid Müller dabei sein. Er arbeitet als freier Mitarbeiter bei der Interpol GmbH, die sich um die Pressearbeit des Bunker-Investors kümmert. „Mit dem Projekt habe ich nichts zu tun und fühle mich nicht in einem Interessenskonflikt“, sagt Müller. Trotzdem werde ich nicht an der Abstimmung teilnehmen.“