Diplomatische Krise in Nahost: Arabische Staaten brechen mit Katar

Die Golfstaaten und Ägypten haben überraschend ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen. Saudi-Arabien will auch die Grenze zum Nachbarstaat dichtmachen.

ein Flugzeug mit der Aufschrift „Qatar“

Dicke Luft: Mehrere Fluglinien wollen nicht mehr nach Katar fliegen. Ob Qatar Airways weiter über Saudi-Arabien fliegen darf, ist unklar Foto: reuters

DUBAI ap | Fünf arabische Länder haben am Montag ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gaben bekannt, dass sie ihr diplomatisches Personal aus Katar zurückziehen würden. Später verlautete auch von der international anerkannten Regierung im Jemen, dass sie ihre Verbindungen zu Katar gekappt habe. Saudi-Arabien teilte mit, dass katarische Soldaten aus dem laufenden Krieg im Jemen abgezogen würden, wo die Saudi-Araber eine Koalition gegen schiitische Huthi-Rebellen anführen.

Katars Diplomaten müssen auch Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate auf deren Wunsch hin verlassen. Die Entscheidung der Länder vom Montag vergrößert die Kluft zwischen Golfnationen wegen Katars mutmaßlicher Unterstützung für islamistische Gruppen und seiner Beziehungen zum Iran. Katar hat bestritten, extremistische Gruppen zu finanzieren. Das katarische Außenministerium teilte am Montag mit, es gebe „keine legitime Rechtfertigung“ für den Entschluss der Länder.

Katar ist ein wichtiger finanzieller Unterstützer des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifens. Zudem beherbergt es seit 2012 den Hamas-Funktionär Chaled Maschaal. Westliche Vertreter haben Katar vorgeworfen, die Finanzierung von sunnitischen Extremisten wie dem Al-Kaida-Ableger in Syrien zuzulassen oder sogar dazu zu ermutigen.

Das an Erdgas reiche Land soll 2022 Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft sein. In Katar befindet sich auch ein wichtiger US-Militärstützpunkt. US-Außenminister Rex Tillerson sagte in Sydney, er glaube nicht, dass die diplomatische Krise in der arabischen Welt Auswirkungen für den Krieg gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Irak und in Syrien haben werde.

Flüge nach Katar ausgesetzt

Nach der Bekanntgabe Bahrains, Ägyptens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate kündigten die Fluggesellschaften Etihad mit Sitz in Abu Dhabi, Emirates und FlyDubai mit Sitz in Dubai an, Flüge nach Katar auszusetzen.

Saudi-Arabien gab bekannt, seine Landesgrenze mit Katar zu schließen, wodurch das Land vom Rest der arabischen Halbinsel abgeschnitten würde.

Der regierende Emir Katars, Tamim bin Hamad al-Thani, hatte am 27. Mai den iranischen Präsidenten Hassan Ruhani angerufen, um ihm zur Wiederwahl zu gratulieren. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien betrachtet den schiitisch regierten Iran als seinen größten Feind und als Gefahr für regionale Stabilität.

Saudi-Arabien begründete die Einstellung der diplomatischen Beziehungen mit Katars Unterstützung für „diverse terroristische und sektiererische Gruppen mit dem Ziel, die Region zu destabilisieren“. Dazu gehörten die Muslimbruderschaft, Al-Kaida und der IS. Das ägyptische Außenministerium warf Katar vor, eine „antagonistische Einstellung“ gegenüber Ägypten einzunehmen.

Bahrain führte seine Entscheidung auf Katars „Medienanstiftung, Unterstützung für bewaffnete terroristische Aktivitäten und Finanzierung“ zurück, „die mit iranischen Gruppen in Verbindung steht, um Sabotage auszuführen“.

Hacker-Streit am Golf

Katar hatte Ende Mai erklärt, dass Hacker die Internetseite seiner staatlichen Nachrichtenagentur übernommen und unechte Kommentare über den Iran und Israel veröffentlicht hätten, die von seinem Emir stammen sollen. Die arabischen Nachbarn reagierten mit Ärger und blockierten Medien mit Sitz in Katar, darunter der Nachrichtensender Al-Dschasira.

Katar wird schon seit Längerem von seinen arabischen Nachbarn wegen mutmaßlicher Unterstützung für Islamisten kritisiert. Golfländer hatten sich mit Katar wegen dessen Stützung für den damaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, einem Mitglied der Muslimbruderschaft, zerworfen. Im März 2014 riefen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ihre Botschafter aus Katar zurück.

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