Hass gegen Prominenten-Kinder: Alessio geht es nicht gut

Die Sprüche, die über Promis kursieren, sind hämisch. Noch fieser wird es, wenn sie sich gegen ihre Kinder richten.

Sarah und Pietro Lombardi sprechen in Mikrofone

Über Sarah und Pietro Lombardi wird im Netz gehöhnt – ihr Kind leidet darunter Foto: imago/Becker&Bredel

Den Geburtstag der Eltern vergessen? Nicht in den Club gekommen? Geräumte NoG20-Camps in Hamburg? Egal: Hauptsache, Alessio geht es gut. Der zum Mem gewordene Spruch über das Kind von Sarah und Pietro Lombardi mag bis zum Get-no ausgereizt sein, denn das Wohlergehen des zweijährigen B-Promi-Kindes galt lange als Fels in der Brandung.

Seine inzwischen voneinander getrennten Eltern betonten während des medial ausgeschlachteten Break-ups immer wieder, dass Alessios Wohl für sie Priorität habe. Aber kann es Alessio überhaupt gut gehen, wenn sein Vater so ein übergriffiger Typ ist, der seine Exfrau schubst und anbrüllt?

Nun sprach Sarah Lombardi in einem InTouch-Interview Klartext. Alessio geht es nicht gut, denn der Hohn über sie und ihren Ex ergießt sich auch über ihr Kind. Das ganze Internet macht sich lustig über Alessio, seine Figur und seine Frisur (weil er einen Undercut hat, als gäbe es ein Gesetz, dass Kinder Trends verweigern und hässliche Haarschnitte tragen müssen).

Die Härte der öffentlichen Bewertung trifft nicht zum ersten Mal Promi-Nachwuchs. Je umstrittener die Eltern, desto rauer der öffentliche Ton über die Kinder, so scheint es. Zielscheibe für Hass ist auch Barron Trump. So wurde der zu diesem Zeitpunkt zehnjährige US-Präsidentensohn von der „Saturday Night Live“-Autorin Katie Rich als erster potenzieller homeschool-shooter der USA, also ein zu Hause unterrichteter Amokläufer, bezeichnet. Angesichts der Kritik löschte die Satirikerin ihren Tweet jedoch.

Von Pathologisierung zu Vergewaltigungswitzen

Wild sind auch die Spekula­tionen darüber, ob Barron Trump Autismus hat oder nicht. Sollte es so sein, scheint es an Donald Trumps Politik im Zuge der Krankenversicherungsreformen nichts zu ändern. Die Tatsache, dass er eine Frau und eine Tochter hat, macht ihn auch nicht zum Feministen. So oder so ist es irgendwie eklig, fremde Kinder aufgrund ihrer Zappeligkeit zu pathologisieren.

In der Reihe geschmackloser Witze über Barron steht weiterhin jener, in dem es heißt, er würde später ein sehr guter Date-Rapist werden, weil er einen kleinen Penis haben müsse. Mag sein, dass der Frauenhass seines Vaters ihm anerzogen wird. Mag aber auch sein, dass er sich davon emanzipiert. Das rechtfertigt trotzdem keine Sprüche über die vermeintliche Größe seiner Genitalien.

Die Härte der ­öffentlichen ­Bewertung trifft nicht zum ersten Mal Promi-Nachwuchs. Je umstrittener die Eltern, desto rauer der Ton gegenüber den Kindern

Vielleicht vergessen Leute, dass er ein elfjähriger Junge ist und wenig bis nichts für die beschissenen Politiken seines Vaters kann. Vielleicht haben die Leute das aber auch auf dem Schirm und haten trotzdem – oder deshalb.

So zum Beispiel Blue Ivy, die fünfjährige Tochter von Beyoncé und Jay-Z. Amy Poehler ließ die Figur Julie Klausner in ihrer Serie „Difficult People“ vor zwei Jahren folgendes twittern: „I can’t wait for Blue Ivy to be old enough for R. Kelly to piss on her.“ Ein Witz über sexualisierte Gewalt und Pädophilie, das scheint für die Schauspielerin und Comedienne mit ihrer feministischen Vermarktungsstrategie vereinbar.

Der Grad der Prominenz der Eltern ist dabei nicht ausschlaggebend. Die linke Feministin Lotta Peng zählt weniger als 3.000 Follower auf Twitter und schreibt darüber, wie sie ihr Kind genderneutral erzieht. Die Wut von antifeministischen Hatern ergoss sich als Shitstorm über sie und KleinPeng. Grund: So eine Erziehung könne man keinem Kind zumuten. Gewaltfantasien aber schon?

Das öffentliche Leben als Promi-Kind ist belastend genug. Der zusätzliche Hohn ist unnötig und geschmacklos. Und bevor jemand fragt: Nein, Alessio geht es nicht gut.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.