Uranabbau in den USA: Beten für das Moratorium

Bergbaukonzerne wollen im Grand Canyon Uranerz abbauen. Donald Trump hilft ihnen, doch Indigene und Umweltgruppen protestieren.

Ein Mann auf einem Pferd

Reitet durch die Region, die er schrumpfen will: US-Innenminister Ryan Zinke in den „Bears Ears“ Foto: ap

NEW YORK taz | Wo in den USA der Westen am wildesten ist, könnten schon bald Laster mit Uranerz zwischen Grand Canyon, Tafelbergen und Reservaten pendeln. Bergbaukonzerne, unterstützt von republikanischen PolitikerInnen der Region, drängen darauf, das Moratorium über die Uranförderung zu kippen, das die Obama-Regierung 2012 eingeführt hat.

Navajo, Hopi, Havasupai und andere UreinwohnerInnen der Region sowie Umweltgruppen wehren sich. Gemeinsam sind sie wegen der Gefahren der Uran­förderung für Wasser und Luft vor Gericht gezogen. Das Moratorium verhindere „Milliarden-Dollar-Einnahmen“ und basiere auf „übertriebener Vorsicht“ argumentiert Gary Watson, der Chef des Mohave County, das Innenminister Ryan Zinke in Washington um Genehmigungen für neue Uranminen gebeten hat.

„Wir sind schon jetzt mit nur noch 775 Menschen einer der kleinsten Stämme des Landes“, sagt Carletta Tilousi vom Stammesrat der Havasupai, die am Ende des Grand Canyon leben. Die Havasupai – „Menschen des blaugrünen Wassers“ – und die anderen Stämme der Region sind in den letzten 150 Jahren auf immer kleinere Reservate zurückgedrängt worden. Heute leben sie hauptsächlich vom Tourismus zu ihren Wasserfällen. „Das Wasser“, so Tilousi, „ist wichtiger als die Interessen der Uranindustrie.“

Mehrere Millionen Menschen im Westen der USA beziehen ihr Trinkwasser aus dem Colorado-Plateau, das sich über vier Bundesstaaten erstreckt: Arizona, Colorado, New Mexico und Utah. Im Plateau liegen zugleich die größten Uranvorkommen der USA. Im Kalten Krieg wurden dort 30 Millionen Tonnen Uran abgebaut. Auf dem Gebiet des Navajo-Reservates befinden sich mehr als 500 verlassene Minen, von denen mehr als die Hälfte immer noch nicht gereinigt ist. Bis zu 5.000 Navajo arbeiteten in den Minen. Auch ihre Familien waren radioaktivem Staub, Trinkwasser und Nahrungsmitteln ausgesetzt. Heute sind Lungen- und Knochenkrebs sowie Nierenkrankheiten bei den Navajos häufiger als in der Gesamtbevölkerung.

Die Politik gibt der Bergbauindustrie Zugang

Die Uranpreise sind zuletzt kontinuierlich gefallen. Zugleich ist die Nachfrage für den Rohstoff geschrumpft – auch wegen neuer Technologien und wegen des gestiegenen Angebots aus Minen in Kasachstan, Kanada und Australien. „Niemand braucht zusätzliches Uran“, sagt Tedd Weyman von der kanadischen Gruppe „Uranium Medical Research Center“: „Der Abbau wird allenfalls durch Regierungsprogramme rentabel.“

Doch die Bergbauindustrie schickt sich zu neuen Investitionen auf dem Colorado-Plateau an. Bei Donald Trump findet sie die Unterstützung, auf die sie seit Jahren gehofft hat. Der US-Präsident geriert sich als „Kumpel der Bergleute“, und Innenminister Zinke hat zudem in Aussicht gestellt, dass er das Territorium der National Monuments verkleinern will, um der Bergbauindustrie den Zugang zu öffentlichem Land zu ermöglichen. Zu den National Monuments, die Zinke schrumpfen will, gehören auch die Tafelberge „Bears Ears“ im Süden von Utah sowie der Grand Canyon Parashant und die Vermillion Cliffs in Arizona.

Verstrahltes Grundwasser

Wenn es nach dem Willen von Umweltgruppen gegangen wäre, hätte Obama im Jahr 2012 das Gebiet rund um den Grand Canyon unter nationalen Schutz gestellt, um dort langfristig jeden Uranabbau zu beenden. Stattdessen verfügte er nur ein Moratorium, das die Zulassung neuer Uranbergwerke rund um den Grand Canyon bis ins Jahr 2032 untersagt. Minen, die bereits eine Genehmigung hatten, waren davon ausgenommen. Die größte Mine dieser Art ist die nur 17 Kilometer vom Südrand des Grand Canyon gelegene „Canyon Mine“. Ihr Betreiber will noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen.

Radioaktivität aus der „Ca­nyon Mine“ würde das Land der Havasupai gefährden. Ihr heiliger Berg, genannt „geballte Faust“, liegt nur 9,6 Kilometer entfernt. Die Ureinwohner fechten vor Gericht an, dass die mehr als 30 Jahre alte Umweltverträglichkeitsstudie heute noch gültig ist. Unter anderem können sie sich darauf berufen, dass schon bei den vorbereitenden Bohrungen auf dem Gelände mehr verstrahltes Grundwasser an die Oberfläche gekommen ist, als das Auffangbecken fassen konnte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.