Kommentar Eskalation im Korea-Konflikt: Kein Kinderspiel

Für Kim Jong Un sind seine Raketen Überlebensgarantie und Handelsinstrument. Trump sollte nicht provozieren, sondern den Konflikt ernstnehmen.

Eine Situation aus einer Fernsehsendung mit zwei Menschen

Ein südkoreanischer Fernsehsender berichtet über den Start der Rakete Foto: dpa

Nun hat er es wieder getan. Kim Jong Un ließ erneut eine Rakete abfeuern, dieses Mal in Richtung Japan. Keine Frage: Nordkorea dreht ein weiteres Mal gefährlich an der Eskalationsschraube. Damit provoziert das Regime in Pjöngjang einmal mehr auch die USA. Deren Präsident Donald Trump hat sich bereits zu einer Wortwahl hinreißen lassen, die sich von Kims Vokabular kaum unterscheidet. Ein Angriff werde mit „Feuer und Wut“ bekämpft, wie es die Welt noch nicht gesehen habe, drohte Trump.

Dabei wirkte Nordkorea zuletzt deutlich besonnener. Seit der einstimmigen Entscheidung für neue Sanktionen im UN-Sicherheitsrat Ende Juli hatte das Regime keine weiteren Raketen mehr abgeschossen. US-Außenminister Rex Tillerson erkannte darin bereits eine Kehrtwende. Doch dann hat Trump mal wieder getwittert: Wie „weise“ es von Kim sei, von einem Angriff auf die US-Pazifikinsel Guam abzusehen. Nordkorea habe Einsicht gezeigt und Respekt gelernt, schrieb Trump. Genau diese Tweets haben den Konflikt wieder befeuert.

Kim möchte von den USA eben nicht wie ein aufmüpfiges Kind behandelt werden, das bloß gebändigt werden muss. Er will von Putin, Trump und Xi auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Die atomare Bewaffnung ist für Kim denn auch kein Kriegsspielzeug, wie es Trump zuweilen zu verstehen scheint, sondern zentrale Überlebensgarantie. Darüber hinaus sieht Kim darin ein Druckmittel, um dringend benötigte Lebensmittelhilfe für sein Land auszuhandeln.

Auch wenn das Regime in Pjöngjang nicht auf Südkoreas Angebot, zu verhandeln, eingegangen ist – abgelehnt hat Kim es bislang nicht. Er will sich diese Option wahrscheinlich noch offenhalten, vorher aber seine Verhandlungsbasis stärken.

Solange jedoch Trump mit seinen Tweets weiter provoziert, wird Kim weiter Raketen abfeuern. Nur so kann er beweisen, dass er wichtig ist. Trump sollte den Konflikt ernster nehmen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.