Wärme aus dem fernen Süden

Fernwärme Der Energie-tisch Hamburg fürchtet ein heimliches Comeback des Klimakillers Moorburg. Umweltbehörde will im Dezember über die Zentralheizung der Hansestadt entscheiden

Eine Aufwertung des umstrittenen Kohlekraftwerks Moorburg befürchtet der Hamburger Energietisch (HET). Nach Szenarien zur Versorgung Hamburgs mit Fernwärme, die in der Umweltbehörde durchgespielt würden, drohe ein heimlicher Anschluss des als Klimakiller verschrieenen Kraftwerks an das Hamburger Fernwärmenetz. Das fürchtet HET-Sprecher Gilbert Siegler: „Eine Fernwärmetrasse unter der Elbe hindurch nach Bahrenfeld macht das möglich“, sagt er. Der HET ist ein Bündnis von Einzelpersonen und Gruppen, das sich für den raschen ökologischen Umbau der Hamburger Fernwärmeversorgung einsetzt.

Seit Jahren prüft die Behörde des grünen Umweltsenators Jens Kerstan zwei Konzepte: Das „Nordszenario“ sieht vor, das veraltete und Heizkraftwerk Wedel durch ein Gaskraftwerk am Standort der jetzigen Müllverbrennungsanlage (MVA) Stellingen zu ersetzen. Diese Variante favorisiert der HET als „umweltfreundlicher“.

Das alternative „Südszenario“ sieht die Produktion von Fernwärme in der MVA Rugenberger Damm nahe der Köhlbrandbrücke vor. Von dort würde eine Leitung nach Bahrenfeld und Ottensen führen. Eine nachträgliche Verbindung von Moorburg zum Rugenberger Damm wäre denkbar. Eigentlich aber wollen die Grünen Moorburg außen vor lassen und eine umweltfreundliche Fernwärmeversorgung aus kleinen dezentralen Anlagen schaffen.

Das bekräftigte Kerstans Sprecher Jan Dube am Montag auf Anfrage der taz. Beide Versorgungsszenarien würden derzeit noch geprüft. Klar sei bereits, dass „die Nordvariante nicht zwangsläufig umweltfreundlicher als eine Südvariante“ sei. Zudem sei es zweifelhaft, „dass eine Nordvariante schneller umzusetzen wäre als eine Lösung im Süden“.

Eine Entscheidung über die künftige Zentralheizung Hamburgs solle im Dezember fallen, sagt Dube. Dabei sei zu gewährleisten, „dass das Kraftwerk Wedel so schnell wie irgend möglich abgeschaltet werden soll – und dass die Nachfolgelösung einen möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien einbindet“. Sven-Michael Veit