Betriebsverlagerung nach Cottbus: Ungewisse Zukunft

Das Ausbesserungswerk der Bahn in Sebaldsbrück stand immer wieder zur Disposition. Jetzt gehen rund 120 Stellen verloren.

120 Stellen sollen im Fahrzeuginstandhaltungswerk abgebaut werden. Foto: Patrick Pleul/dpa

BREMEN taz | Viele Fragen, kaum Antworten: Das beklagt der Betriebsrat des Bahnausbesserungswerkes in Sebaldsbrück. Vor wenigen Tagen erst hatte die Belegschaft erfahren, dass ein Teil ihrer Arbeit ab 2019 ins Bahnwerk nach Cottbus ausgegliedert werden soll. Nach jetzigem Stand wären davon rund 120 Arbeitsplätze betroffen.

Der Fortbestand des Werks in Sebaldsbrück ist in der Vergangenheit immer mal wieder in Gefahr gewesen. Das zumindest steht aktuell aber nicht zur Debatte: Wie die Geschäftsführung den MitarbeiterInnen mitgeteilt hat, soll kein Werk ganz geschlossen werden. „Das sah zwischenzeitlich auch schon mal anders aus“, sagt der Sprecher des Wirtschaftsressorts Tim Cordßen auf Nachfrage der taz. „Es fällt natürlich schwer, jetzt von einem Teilerfolg zu sprechen“, aber das Ressort und auch Bürgermeister Sieling hätten schon viele Gespräche geführt und wollten weiter dazu beitragen, dass der Standort gesichert bleibe. „Wir fordern jetzt eine klare Aussage zu den Perspektiven des Standortes.“

Das fordert auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Sarah Ryglewski: „Die Deutsche Bahn muss die Fakten auf den Tisch legen und ihre Absichten für die Zukunft des Werkes darlegen.“ Es könne nicht sein, dass ArbeitnehmerInnen und Betriebsrat die Pläne für den Standort „nur scheibchenweise erfahren“. Sie fordert außerdem einen Runden Tisch mit allen Beteiligten, um eine Zukunftsstrategie für das Werk zu entwickeln.

Dass es diese Strategie trotz eines Konzepts mit dem Titel „Zukunft Bahn“ noch gar nicht gibt, glaubt zumindest der Bremer Betriebsratsvorsitzende Manuel Freire Stelljes: „Es heißt immer, kein Werk soll geschlossen werden, wir schaffen das gemeinsam, wir müssen solidarisch sein. Gut und schön, aber ich glaube, die haben gar kein Konzept.“

Sein 100-jähriges Bestehen feierte das Fahrzeuginstandhaltungswerk Bremen Sebaldsbrück im Jahr 2014.

Spezialisiert auf die Motorenwartung von Diesellokomotiven, werden derzeit bis voraussichtliche Mitte 2018 insgesamt 14 Loks für Tunnelhilfszüge umgerüstet.

In den letzten Jahren stand der Fortbestand des Werks immer wieder zur Disposition.

Waren in den 1950er-Jahren noch über 2.000 Menschen im Werk Sebaldsbrück beschäftigt, sind es heute noch rund 400.

Durch die Verlagerung nach Cottbus werden bis 2019 voraussichtlich 120 weitere Stellen wegfallen.

Das Programm „Zukunft Bahn“ sieht nach Angaben der Bahn auch ein neues Werkekonzept für die Fahrzeuginstandhaltung vor. Dabei sollen Werkschließungen vermieden und die bestehenden Werke „fit für die Zukunft“ gemacht werden – also wirtschaftlicher arbeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In Cottbus sollen dafür rund 20 Millionen Euro investiert werden.

Das Instandsetzungswerk Sebaldsbrück ist derzeit auf die Motorenwartung spezialisiert. Künftig soll sich das Bremer Werk auf die Instandhaltung von Fahrzeugkomponenten konzentrieren. Für die rund 120 betroffenen ArbeitnehmerInnen soll es nach derzeitigem Stand keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern „sozialverträgliche Lösungen“ geben. Wie die aussehen könnten, ist derzeit noch nicht absehbar. „Wahrscheinlich schicken sie 30 Mann nach Cottbus, um die dortigen Kollegen erstmal einzuarbeiten,“ vermutet Betriebsrat Stelljes.

Andere würden Altersteilzeitregelungen in Anspruch nehmen. Und sonst? „Die Mitarbeiter kommen dann zur DB Jobservice. Wenn irgendwo was frei wird, wird die Stelle ihnen angeboten,“ sagt Stelljes. Einmal könne man so ein Angebot ablehnen, dann sei man draußen – vermutet er. Denn in einem Konzern, in dem insgesamt 45 verschiedene Tarifverträge gelten, wisse er das auch nicht so ganz genau.

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