Ein Fußballverein als Rückzugsort: Kicken hilft

In Wilhelmshaven gibt es einen Fußballverein nur für jesidische Geflüchtete. Deren Sorge vor anderen muslimischen Geflüchteten ist groß.

22 Spieler und ein Trainer der Mannschaft des FC Exidxan. Die Spieler tragen rot-weiße Trikots mit einer Sonne vorne drauf.

Die Mannschaft des FC Ezidxan Foto: FC Ezidxan

HANNOVER taz | Integration klappt nur, wenn man mittendrin ist? In Wilhelmshaven gehen Geflüchtete einen anderen Weg. Hassan Catuk hat gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen einen Fußballverein nur für jesidische Flüchtlinge gegründet. „Wir haben uns gefragt, ob das richtig ist“, sagt Catuk. Doch für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei die eigene Mannschaft ein Rückzugsort.

„Die meisten sind damals vor dem IS nach Deutschland geflüchtet“, sagt Catuk, der als Immobilienmakler einige der Geflüchteten kennengelernt hat, weil er ihnen Wohnungen vermietet hat. „Ich habe gemerkt, dass sie nicht wussten, wo sie hin sollten.“ Der 38-Jährige wollte helfen, am liebsten mit seinem Lieblingssport: Fußball. Er fragte auch bei anderen Mannschaften an, aber die jesidischen Geflüchteten fühlten sich nicht wohl bei dem Gedanken, in Teams mit anderen Geflüchteten zu spielen.

„Sie sind vorsichtig“, sagt Catuk. Jesiden sind eine Minderheit, die ursprünglich vor allem aus dem nördlichen Irak, aus Nordsyrien und der südöstlichen Türkei kommen. In den vergangenen Jahrhunderten war die Glaubensgemeinschaft schon oft Verfolgung ausgesetzt. Derzeit müssen Jesiden vor dem „Islamischen Staat“ fliehen, der sie zu Tausenden verfolgt, versklavt und ermordet.

„Sie haben kein Vertrauen mehr in die islamische Welt“, sagt Catuk, der selbst auch Jeside ist, über die jesidischen Geflüchteten. „Bei den meisten braucht es noch ein bisschen Zeit mit dem Zusammenleben.“

Ihren Verein haben sie FC Ezidxan genannt. „Das bedeutet Land der Jesiden“, sagt Catuk. In dem Team haben sie ihren Platz gefunden. Die Trainer und anderen Ehrenamtlichen haben allesamt einen Migrationshintergrund. „Die Übungen erklären wir auf Kurdisch und übersetzen das dann gleich auf Deutsch“, sagt Catuk, der selbst auch Co-Trainer ist. Die Spieler sollen die Sprache lernen und sich an den Einheimischen orientieren können. „Wir sind jetzt auch dabei, junge Deutsche in die Mannschaft zu holen.“

Trainiert wird zweimal pro Woche

Die 30 Geflüchteten trainieren zweimal pro Woche und spielen in der Fusionsklasse D Friesland/Wilhelmshaven. Es läuft mittelgut. „Am Anfang sind wir zu Spielen nur mit zehn Leuten angetreten“, sagt Catuk. Mittlerweile haben sie aber auch schon Spiele gewonnen.

Bei der Stadt Wilhelmshaven kommt das Projekt gut an. Der Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU) wolle demnächst das Training besuchen, sagt eine Stadtsprecherin. Zudem habe die Stadt dem Verein im Winter Trainingszeiten in einer Halle ermöglicht. Catuk und seine Mitstreiter könnten sich zudem mit dem Projekt um den Sozialfonds der Stadt bewerben.

Catuk hat das vor. Denn die Finanzierung ist für einen Verein, in dem kaum ein Mitglied Beiträge zahlen kann, schwierig. Es fehlt überall: bei der Miete für den Sportplatz, an Bällen, Leibchen und Trikots. Immerhin: Bei letzteren hilft nun das Projekt „Sport integriert Niedersachsen“ vom Landessportbund und dem niedersächsischen Innenministerium. Das will den Jesiden einen Satz Sportkleidung sponsern.

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