boulevard der besten
: Vincent Bruckmann

Foto: Delia Roscher

Dass Vincent heute als Journalist arbeitet, ist einem Aha–Erlebnis geschuldet, welches ihm während einer Demo der „Lebensschützer“ passierte: Er filmte die Abtreibungsgegner-Demo, die weiße Kreuze durch die Stadt trug, um „abgetriebene Kinder“ zu Grabe zu tragen. Der Zug wurde von der Gegendemo blockiert, und plötzlich befand er sich in der Mitte der beiden Parteien, wo nur noch die Presse Zugang hatte. Dies war der Moment, als Vincent wusste, dass er doch Journalist werden möchte. Doch? Es wurde ihm in die Wiege gelegt, wie er heute lachend erzählt. Seine Eltern sind beide Journalisten. Lange hat er sich dagegen gewehrt, sich dieses Berufs anzunehmen. Heute ist er einer, der den Blick über das Geschehen wahrt.

Der 22-jährige Vincent studiert Geschichte und Politikwissenschaften an der Freien Universität und ist ein „echter Berliner“. Das Studium präge ihn sehr, sagt er, und seine Interessen für feministische Themen und Rassismus gestalten auch seine Arbeit. „Eine eigene Meinung ist wichtig und ein guter Antrieb, man muss sich aber immer dessen bewusst sein“, sagt er auf die Frage, inwiefern sich ein Journalist von seinen Interessen leiten lassen dürfe.

Sein erster Bericht für das taz lab handelte vom Streik von studentischen Beschäftigten an Berliner Hochschulen – ganz zum diesjährigen lab-Thema „Wie wollen wir arbeiten?“ passend. Für die Konferenz arbeitet Vincent an Panels über sexualisierte Gewalt, Inklusion am Arbeitsplatz und die Missstände in Pflegeberufen. Neben seinem Praktikum bei der taz arbeitet er noch bei Zeit Online und als freier Journalist beim RBB. Manch einer unterstellt ihm, sehr beschäftigt zu sein. Tatsache ist aber, Vincent geht seinen Interessen nach. Die sind so vielschichtig wie er selbst: Als Kind konnte er schon alle preußischen Könige aufzählen. Das kann er dann seinem kleinen Neffen beibringen, denn Vincent ist schon Onkel. Seit seiner Jugend spielt Bruckmann Schlagzeug und Saxofon. Dazu kommt er momentan aber nicht mehr oft.

Wahrscheinlich wird man ihm später mit einer Kamera in der Hand begegnen. Sein Ziel ist ein Volontariat im Videojournalismus. Egal wo er später landet, Vincent ist ein unersetzbarer Organisator mit guten Ideen und großem Wissensdurst. Die taz-lab-Redaktion ist froh, dass er dabei ist! Und alle Teilnehmer des taz-Kongress können sich auf interessante Diskussionen freuen. Delia Roscher