Schwarze Sheriffs, schwarze Schafe

Einem Wachdienst droht nach diversen Verfahren der Entzug der Genehmigung. Bei der Sicherheitsfirma zweier Wutbürger hat ein weiterer Mitarbeiter rechte Verbindungen

Mitarbeiter der TSK Sicherheit vor dem Bremer Bahnhof Foto: Sebastian Heidelberger

Von Sebastian Heidelberger

Ihr Aussehen wirkt martialisch. Die Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes TSK Sicherheit tragen schwarze Kampfmontur, schwere Stiefel und dicke Schutzwesten. In ihren Beinholstern stecken Pfefferspray-Pistolen. So patrouillieren sie am Bremer Bahnhofsvorplatz. Doch ausgerechnet jenes Unternehmen, das Recht und Gesetz auf privatem Wege durchsetzen soll, ist nun selbst im Visier der Behörden: Weil Mitarbeiter anscheinend ohne Genehmigung arbeiteten, steht die Zulassung der Firma auf dem Spiel. Zudem soll ein Mitarbeiter Verbindungen zur rechten Szene und einer zu den Rockern der Hells Angels haben.

Diskussionen um die Sicherheitsfirma gab es bereits vor Wochen: Einerseits, weil bekannt wurde, dass die Mitarbeiter Bodycams tragen. Eine Video-Überwachung, die Bremens Datenschutzbeauftragte scharf kritisierte. Andererseits, weil Fotos einen der Mitarbeiter, Lyzian B., zeigen, wie er bei Demo der Neonazi-Szene mitmarschiert.

Wie die taz nun erfuhr, soll B. am Bahnhofsvorplatz allerdings auch ohne behördliche Genehmigung für TSK Sicherheit Streife gelaufen sein und bisher keine Zuverlässigkeitsüberprüfung beantragt haben – das wäre ein Verstoß gegen die Gewerbeordnung.

Zudem ist der Polizei ein weiterer Mitarbeiter aufgefallen: „Es gibt Erkenntnisse darüber, dass ein Mitarbeiter vermutlich Verbindungen zu den Hells Angels hat“, sagte Polizeisprecher Horst Göbel. In Bremen hat Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Gruppierung 2013 verboten. „Der Zweck und die Tätigkeit des Vereins Hells Angels MC Bremen laufen den Strafgesetzen zuwider“, heißt es in der Verbotsverfügung.

Ohnehin hat die Polizei den Auftritt von TSK Sicherheit am Bahnhofsvorplatz im Auge. „Der Sicherheitsdienst wurde bereits mehrfach auf seine Einsatzmittel hin kontrolliert. Diese so genannten Pepper Guns erwecken auf den ersten Blick den Eindruck einer scharfen Schusswaffe“, erklärte Polizeisprecher Göbel. Das Gewerbeamt überprüfe nun, ob die Firma gegen die Bewachungsordnung verstößt. Demnach darf die Dienstbekleidung von privaten Wachleuten nicht denen von Bundeswehr oder Polizei zum Verwechseln ähnlich sehen.

Wegen der Menge an Verfahren droht der Firma TSK Sicherheit nun ernsthafter Ärger. Laut Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftsressorts, könnte die Firma sogar ihre Zulassung verlieren. „Insgesamt laufen derzeit elf Verfahren gegen TSK. Dies ist für uns Grund genug, die Zuverlässigkeit des Gewerbetreibenden im Ganzen noch mal zu überprüfen. Wenn dieser nicht mehr die Anforderungen erfüllt, können wir ihm seine Zulassung wieder entziehen“, sagte Cordßen der taz.

Auch ein weiterer privater Sicherheitsdienst hat Ärger mit den Behörden. Im November 2017 ließen sich die beiden „Bürger in Wut“-Abgeordneten Jan Timke und Piet Leidreiter zusammen mit TSK-Mitarbeitern auf dem Bahnhofsvorplatz fotografieren. Zwei Monate später gründeten sie die Firma Brewag GmbH, die nun mit für die Sicherheit im Columbus-Center in Bremerhaven zuständig ist. Einer ihrer dort eingesetzten Mitarbeiter war Lars H.

Die Pepper Guns erwecken den Eindruck einer Schusswaffe, sagt die Polizei

Nachdem die taz auch über dessen Verbindungen zu einer Neonazi-Gruppierung berichtet hatte, teilte sein Arbeitgeber mit, dass ihm gekündigt worden sei. „Herr H. wird unser Unternehmen in Kürze verlassen. Bis dahin wird er nicht mehr als Sicherheitskraft eingesetzt“, erklärte die Brewag.

Auch Lars H. soll ohne bescheinigte Zuverlässigkeit durch das Ordnungsamt Bremerhaven gearbeitet haben. Und: Der Einsatz eines Rechten bei Brewag ist kein Einzelfall. Auch der Wachmann Andre K. bekundet auf Facebook seine Unterstützung für die NPD Bremen, sowie die Neonazi-Gruppe Nordic 12. Bei ihm überprüfen die Behörden derzeit offenbar seine Zuverlässigkeit.

Weder die Firma Brewag noch TSK Sicherheit haben sich auf Anfrage der taz zu den neuen Vorwürfen geäußert.