Produktion von Stromzählern: Nicht nur smart, sondern auch fair

Auch in den Niederlanden werden neue Stromzähler eingebaut. Dort wird – anders als hier – darauf geachtet, dass sie fair produziert werden.

analoger Stromzähler

Die Zeiten der analogen Stromzähler sind bald vorbei Foto: dpa

BERLIN taz | Das Vorbild ist das Fair Phone, das so weit wie möglich nach ökologischen und sozialen Kriterien hergestellte Smartphone. Ökologisch und fair soll es auch bei der Produktion von Stromzählern gehen, meint die niederländische Initiative „Fair Smart Meter“. Sie setzt sich dafür ein, dass in digitalen, modernen Stromzählern Metalle verbaut werden, die keine Kriege finanzieren, die unter Beachtung der Vorgaben der Weltarbeitsorganisation gewonnen wurden, und die möglichst so designt werden, dass sie gut zu reparieren und zu recyceln sind.

In den nächsten Jahren werden auch in deutschen Haushalten Millionen von neuen Stromzählern eingebaut. Vorgaben zur Herkunft der dort verbauten Metalle gibt es hierzulande aber nicht. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor.

Notwendig werden die neuen Messgeräte, weil das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende künftig für größere Verbraucher Stromzähler vorschreibt, die sich in Kommunikationssysteme einbinden lassen können. Noch gibt es nach Auskunft der Bundesnetzagentur zwar keine „intelligenten Messsysteme“ auf dem Markt, die etwa ihre Messungen ins Internet einspeisen oder minutenaktuelle Daten über Strompreise empfangen könnten. Es wurden aber schon rund 50.000 Geräte eingebaut, die beispielsweise die tatsächlichen Nutzungszeiten anzeigen. Doch spätestens in 15 Jahren sollen die meisten Häuser hierzulande einen neuen Stromzähler besitzen.

Ein modernes Strommessgerät wiegt nach Angaben des Münsteraner Herstellers Lackmann ein knappes Kilogramm; davon sind 490 Gramm Metalle und Verbundstoffe. Zwar kommen dabei keine großen Mengen an Tantal, Aluminium, Gold oder seltenen Erden zusammen. Doch „wenn wir mit Smart Meter in Deutschland für höhere Energieeffizienz und einen geringeren CO2-Ausstoß antreten, dann sollten die Geräte auch nachhaltig hergestellt werden“, sagt Geschäftsführer John Lackmann – und verweist auf das Beispiel der Fair Smart Meter in den Niederlanden.

Die – alte – Bundesregierung sah allerdings keinen Handlungsbedarf. Die Standards des für die Zähler zuständigen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik seien „ausgerichtet auf die Gewährleistung von Datenschutz, Datensicherheit und Interoperabilität und auf die Unterstützung der Digitalisierung der Energiewende nach dem gleichnamigen Gesetz“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen. Das zugrunde liegende Gesetz enthalte „keine zusätzlichen Anforderungen an den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit in Unternehmen“.

Für die Grünen ist die Einführung der digitalen Zähler „nicht zu Ende gedacht“

Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Uwe Kekeritz, hält die Einführung der intelligenten Messsysteme für „schlicht nicht zu Ende gedacht“. Er sieht die Gefahr, „dass Millionen von Stromzählern zum Einsatz kommen, die unter menschenverachtenden und umweltschädlichen Bedingungen hergestellt wurden“. Nicht einmal bei öffentlichen Beschaffung erfülle die Bundesregierung die gebotenen Nachhaltigkeitskriterien, kritisiert Kekeritz.

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