EU erlaubt Fusion in der Agrarchemie: Bayer darf Monsanto schlucken

Bayer muss fast sein gesamtes Saatgutgeschäft verkaufen. Aber der neue Konzern wird Marktführer. Umweltschützer warnen.

Das Bayer-Logo auf einem Werk in Wuppertal

Bayer darf übernehmen – unter strengen Auflagen Foto: dpa

Das Neue

Die EU-Kommission hat am Mittwoch die Übernahme des US-Saatgut- und Pestizidkonzerns Monsanto durch den deutschen Konkurrenten Bayer genehmigt – aber Bedingungen gestellt, die den Wettbewerb schützen sollen. Bayer hat sich nach eigenen Angaben verpflichtet, fast sein gesamtes weltweites Geschäft für Saatgut, einschließlich der Forschung, an BASF zu verkaufen. Daneben soll das Geschäft mit dem Ackergift Glufosinat sowie drei wichtige Forschungsprogramme für Mittel gegen besonders viele Unkrautarten an den Chemiekonzern gehen. Bayer spricht darüber hinaus mit BASF darüber, seine Gemüsesaatgutsparte zu veräußern. Die Ludwigshafener sollen zudem eine Lizenz für die aktuellen und in Entwicklung befindlichen Produkte für die digitale Landwirtschaft von Bayer erhalten.

Der Kontext

Durch die 62,5 Milliarden Dollar teure Übernahme soll der laut Kommission weltweit größte Anbieter von Saatgut und Pestiziden entstehen. 2015 kontrollierten Bayer und Monsanto laut Reuters zusammen 30 Prozent des Saatgutmarktes und 26 Prozent des Umsatzes mit Ackergiften. Diese Märkte werden bereits jetzt nur von einer Handvoll Konzerne beherrscht. Die Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Welternährung und Bauern, die zunehmend abhängiger würden von wenigen Unternehmen. Bayer begründete die Übernahme dagegen auch damit, dass der neue Konzern noch schneller und leichter Innovationen entwickeln könnte.

Die Reaktionen

Anton Hofreiter, Co-Chef der Grünen im Bundestag, kritisierte, dass Bayer die Unternehmensteile ausgerechnet an BASF abgeben wolle, den viertgrößten Pestizidhersteller. Die Bedingungen würden nicht zu mehr Wettbewerb als jetzt führen. „Die Fusionsspirale in der Agrar-Chemie dreht sich durch diese Fusion erneut ein Stück weiter“, so der Grüne. Er wies auf die Zusammenschlüsse von Syngenta und ChemChina sowie Dow und DuPont hin. „Aus sieben großen Konzernen, die es in der Agrarchemie bis vor kurzem noch gab, werden jetzt vier Giganten.“ Mehrere Umweltverbände beharrten darauf, dass die Bayer-Monsanto-Fusion zu noch mehr Abhängigkeiten der Landwirte und Verbraucher führen werde. Die EU-Kommission erklärte jedoch, dass sich „die Zahl der weltweit tätigen Unternehmen, die auf diesen Märkten miteinander im Wettbewerb stehen, infolge des Zusammenschlusses nicht verringern“ werde. Die Organisation Aktion Agrar forderte die Bundesregierung auf, die Fusionserlaubnis vor dem Europäischen Gerichtshof anzufechten.

Die Konsequenz

„Baysanto“ hat nun eine der wichtigsten Hürden übersprungen. Um wirklich fusionieren zu können, benötigen Monsanto und Bayer aber noch die Freigabe weiterer Staaten, zum Beispiel der USA. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte allerdings kürzlich berichtet, dass das US-Justizministerium noch mehr Verkäufe von Firmenteilen verlange als bislang geplant.

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