Sicherheit auf dem Alexanderplatz: Erhöhte Politikpräsenz am Alex

Der Alex gilt als kriminalitätsbelasteter Ort. Was sie dagegen tun wollen, erzählen die Senatoren für Justiz und Inneres und Mittes Bezirksbürgermeister vor Ort.

Am Alex: Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und Innensenator Andreas Geisel (SPD) (v.l.) Foto: dpa

An den Wasserkaskaden vor dem Fernsehturm haben sie sich öffentlichkeitswirksam vor den Mikrofonen aufgebaut: der Senator für Inneres, der Senator für Justiz, die Polizeipräsidentin und der Leiter der Staatsanwaltschaft. Der Innensenator, wie die anderen in einen Anzug gekleidet, ist der Erste, der spricht. Kleine Schweißperlen glitzern auf der Stirn von Andreas Geisel (SPD). Er lobt das gemeinsame Engagement von Polizei und Justiz am Alexanderplatz. Mitten in der Rede huscht ein Mann in kurzärmligem Hemd auf seinem Fahrrad heran und schiebt sich wie selbstverständlich neben dem Innensenator ins Bild. Es ist der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel (Grüne).

Bei der Pressekonferenz, deren Sinn sich nicht so richtig erschließt – außer dass sich die rot-rot-grüne Koalition ein bisschen feiern will –, war der Bürgermeister von Mitte nicht vorgesehen gewesen. Erst tags zuvor erfuhr von Dassel zufällig, dass die Chefs der Strafverfolgungsbehörden vor Ort über die Entwicklungen auf dem Alex informieren wollen.

Der Platz, an dem täglich etwa 350.000 Menschen unterwegs sind, ist einer von zehn kriminalitätsbelasteten Orten Berlins. Raubtaten, Körperverletzungsdelikte und Diebstähle häufen sich dort. Seit dem Tod von Jonny K. ist der Platz ins Augenmerk der Öffentlichkeit geraten. Der 21-Jährige war im Oktober 2012 bei einem Angriff von Jugendlichen mit dem Kopf aufs Pflaster gestürzt und an Hirnblutungen verstorben.

Bei den Koalitionsverhandlungen hatte Rot-Rot-Grün beschlossen, die Polizeipräsenz an problematischen Orten zu verstärken. Ende 2017 wurde direkt auf dem Alex eine kleine Wache eröffnet; der zuständige Polizeiabschnitt bekam mehr Kräfte; in der zuständigen Direktion wurde eine Ermittlungsgruppe gebildet, die sich ausschließlich mit Straftaten auf dem Alex beschäftigt. So weit, so bekannt.

Am Freitag vor Ort verkünden Geisel und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), dass es seit dem 1. März auch bei der Anklagebehörde einen Staatsanwalt gibt, der sich ausschließlich mit Delikten am Alex beschäftigt. Seit der Einrichtung der „Alex-Wache“ sei die Zahl der Straftaten gesunken, insbesondere auch die von Gewalttaten. Rund zehn Anklagen und zwei vollstreckte Haftbefehle gingen auf die Bemühungen des Staatsanwalts zurück.

Auch in puncto städtebauliche Prävention sei die Polizei zusammen mit der Verwaltung am Ball, berichtet die neue Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Als Beispiel nennt sie, dass die Beleuchtungssituation auf dem Platz verbessert werden soll. Übersichtlichkeit gelte es zu schaffen, nach dem Motto „Licht, Sicht, Mensch“. Gegenüber der taz hatte Mittes Bezirksbürgermeister tags zuvor noch darüber geklagt, dass die Polizei seit Jahr und Tag nicht aus dem Quark komme, was die Umsetzung einer neuen Beleuchtung angehe. „Man könnte die Energie viel besser bündeln.“

Bei Slowiks Worten schweigt von Dassel, der ja nicht eingeladen war, aber von Senator Geisel dann freundlich in die Runde einbezogen wird. Er nimmt das sportlich: In der Politik dürfe man nie beleidigt sein, ist von Dassels Credo. Die Pressekonferenz nutzt er dazu, die Notwendigkeit des Platzmanagements anzupreisen, das der Bezirk auf dem Alex einrichten will – um die Energie zu bündeln.

Stephan von Dassel, Bürgermeister

„In der Politik darf man nicht beleidigt sein“

Und dann gibt es noch eine Szene, die auch nicht vorgesehen war. Ein Ladendieb stürmt an den versammelten Politikern vorbei, zwei Ladendetektive sind ihm dicht auf den Fersen. Unterwegs verliert er einen Sportschuh, den er offenbar geklaut hat.

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