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: Adieu, Nebelschwaden

Heute Weltnichtrauchertag? Dafür ist die taz nicht gegründet worden! Wer vor zwanzig Jahren in die Redaktion kam, wandelte durch Nebelschwaden. In jedem Stockwerk qualmte es und im Inland ging der Ressortleiter beispielhaft voran: Vor allen anderen kam er Punkt 8.30 Uhr ins Büro – und begann daran zu arbeiten, dass man vor lauter Rauch bald kaum noch den eigenen Bildschirm erkennen konnte.

Und das Irre: Das hielten alle für normal. Die Wahrscheinlichkeit besagt, dass es auch damals schon versprengte NichtraucherInnen in der taz gegeben haben muss. Aber sie hielten erstaunlich lange still und ertrugen es geduldig, dass ihnen am Schreibtisch gegenüber Kollegen wie der Autor dieser Zeilen auch im Winter bei geschlossenen Fenstern eine Kippe nach der anderen um die Ohren pafften.

Das war halt so. Schließlich war allen klar: Man kann sich beim Schreiben nur mit Zigaretten richtig konzentrieren. Bis die Stimmung aus schleierhaften Gründen kippte. Anfang des Jahrtausends ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Nur noch in den Treppenhäusern! Nur noch in einem, unbeheizten Treppenhaus! Nur noch auf den Balkonen! Auch bei Eiseskälte! Natürlich ohne Heizpilze. Ist ja die taz.

Doch ein kollektives Bewusstsein bleibt: Die einzig guten Ideen entstehen nur in der Raucherecke. Eine überwältigende Mehrheit der MitarbeiterInnen stimmte deshalb auch für einen Raucherraum im neuen taz-Haus. Aber Pustekuchen! Dafür stünden künftig 800 Meter Balkone zur Verfügung, heißt es aus der Geschäftsführung. Dazu fällt mir ohne Zigarette nichts mehr ein. (lkw)