Freiwilligendienst in Nicaragua: Es geht heimwärts

Weil die politische Lage in Nicaragua angespannt ist, müssen deutsche „weltwärts“-Freiwillige jetzt das Land verlassen.

Ein maskierter Demonstrant läuft auf der Straße vor einem brennenden Lastwagen

Zur Zeit ein schwieriges Ziel für den Freiwilligendienst: Nicaragua Foto: reuters

BERLIN taz | In Nicaragua ebbt der Protest gegen die Regierung nicht ab. Seit genau einem Monat demonstrieren in dem mittelamerikanischen Land Zehntausende für Demokratie und gegen Präsident Daniel Ortega und Vizepräsidentin Rosario Murillo, die auch seine Ehefrau ist. Insgesamt sind bei gewaltsamen Auseinandersetzungen laut Menschenrechtsorganisationen mehr als 60 Menschen gestorben, hunderte wurden verletzt. Ein Friedensdialog, der am Freitag in eine zweite Runde gehen sollte, hatte bislang keinen Erfolg.

Die angespannte Lage hat jetzt auch Konsequenzen für junge Menschen aus Deutschland, die in Nicaragua einen Freiwilligendienst leisten. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat nach taz-Informationen beschlossen, alle „weltwärts“-Freiwilligen zurückzuholen.

Das BMZ habe sich „nach eingehender Prüfung durch das Auswärtige Amt sowie BMZ-Krisen und Länderreferat“ entschieden, „Nicaragua mit sofortiger Wirkung für weltwärts zu sperren“, heißt es in einem Schreiben, das am Donnerstag an die Entsendeorganisationen verschickt wurde. „Dies bedeutet, dass alle noch im Land befindlichen Freiwilligen so schnell wie möglich ausreisen müssen.“

Laut einer BMZ-Sprecherin wurden bereits Ende April und Anfang Mai die Freiwilligen und die Entsendeorganisationen auf die Sicherheitslage in Nicaragua und die Möglichkeit einer freiwilligen Ausreise hingewiesen. Ob im Sommer wie geplant neue Freiwillige nach Nicaragua reisen können, sei unklar.

Nicaragua ist ein beliebtes Land für Freiwilligendienste, auch weil es bisher als vergleichsweise sicher galt. Laut BMZ sind in diesem Jahr über das „weltwärts“-Programm 116 Freiwillige im Alter zwischen 18 und 28 Jahren in Nicaragua, um etwa in Schulen, Krankenhäusern oder Umweltprojekten mitzuarbeiten. Auch die Freiwilligen, die im Rahmen des vom Familienministerium finanzierten Internationaler Jugendfreiwilligendienstes in Nicaragua sind, müssen das Land verlassen.

Das Auswärtige Amt rät derzeit „von nicht erforderlichen Reisen nach Nicaragua“ ab. Demonstrationen, Mahnwachen und Protestaktionen könnten „aufgrund von Zusammenstößen mit Schlägertrupps oder Polizeikräften jederzeit in gewaltsame Auseinandersetzungen umschlagen“.

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