Nachtbaden in Berliner Bädern?: „Wir sind keine Spaßverderber“

Wer wie Campino nachts über den Freibad-Zaun klettert um zu baden, wird angezeigt, sagt der Berliner-Bäder-Sprecher. Die Gefahr zu ertrinken sei einfach zu groß.

Campino in Action

Ärger in Dresden: Tote-Hosen-Sänger wollte nach einem Konzert nachts noch schwimmen. Und hat keinen Eintritt gezahlt Foto: dpa

taz: Herr Oloew, der Sänger der Toten Hosen, Campino, ist in Dresden nach einem Konzert in einem Freibad über den Zaun geklettert um zu Baden. Haben die Berliner Freibäder auch nächtliche Besucher?

Matthias Oloew: Das kommt manchmal vor, allerdings nicht so oft. In der Regel sind das sehr junge Leute. Einige sind auch so clever wie Campino und posten das auf ihren sozialen Netzwerken. Damit liefern sie uns gleich die Selbstanzeige mit.

Wollen Sie damit sagen, die Bäder Betriebe erstatten Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch?

Ja, aber nicht, weil wir Spaßverderber sind. Die Leute bringen sich in Gefahr und richten zum Teil auch Schäden an.

Der 49-Jährige ist seit 2009 Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe

Tagsüber, wenn es voll ist, passiert doch viel mehr.

Nein. Die große Gefahr beim Nacht-Baden ist, dass die Leute ertrinken. Man sieht sie im Dunkeln ja nicht. Außerdem kommen sie nicht nur zum Schwimmen. Wir haben schon Leute erwischt, die das ganze Freibad nachts mit Nazigraffiti vollgeschmiert haben.

20.000 Fans haben die Toten Hosen am Donnerstag beim ersten ihrer beiden Konzerte in Berlin gefeiert. Mehr als zwei Stunden spielte die Band auf ihrer "Laune der Natur"-Tour in der Berliner Waldbühne. Besonders die bekannten Songs wie "Hier kommt Alex", "Tage wie dieser", "Verschwende deine Zeit" und "Sascha" ließen die Besucher mitsingen und tanzen. Sänger Campino, 36 Jahre nach der Gründung der Band inzwischen auch schon 55 Jahre alt, tobte über die Bühne und begeisterte die Fans, die zu einem großen Teil zu seiner Generation gehörten.

Zwischendurch gab es immer wieder Anspielungen auf den jüngsten nächtlichen Freibadbesuch der Band nach ihrem Konzert in Dresden. Die Toten Hosen hatten ein Foto mit Campino in Badehose und zwei Begleiterinnen selbst getwittert. Später baten sie um Vergebung und wollen dem Bad 5.000 Euro spenden. "Wir haben erst letzte Woche in Dresden erfahren, die schönsten Dinge kann man sich mit Geld nicht kaufen", rief Campino mit Blick auf den Einbruch in das Schwimmbad.

Zeitweise ließen die Toten Hosen ein Streichquartett mitspielen und einen der Musiker auch Iggy Pops "Passenge" singen. Campino erinnerte sich an frühere Berliner Erlebnisse. "Immer wenn ich hier nach Zehlendorf komme...ist das überhaupt noch Zehlendorf?", meinte er. Prompt kamen Pfiffe, weil die Waldbühne in Charlottenburg liegt. "Egal, ich komme aus Düsseldorf, für mich ist das alles gleich", erwiderte er. "Meine Großeltern wohnten in Zehlendorf und ich war immer immer als Kind im Schlachtensee schwimmen."

Zum Abschluss trug Campino dann ein Trikot von Fortuna Düsseldorf, dem seit ewigen Zeiten erklärten Lieblingsverein der Band. Passend dazu regnete es Konfetti – in rot und weiß, den Vereinsfarben. Das zweite, für Freitagabend geplante Konzert wurde wegen einer Erkrankung abgesagt. (dpa)

Wie oft ist das passiert?

Vier Personen hatten 2017 Naziparolen gesprüht. Insgesamt haben wir im letzten Jahr 30 Leute in geschlossenen Freibädern angetroffen.

Die meisten wollen nur ein bisschen plätschern. Wo bleibt der Humor?

Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Bädern haben jede Menge Humor, aber wir müssen einschreiten. Wenn wir es zuließen und am nächsten Tag treibt jemand kieloben im Sportbecken des Prinzenbads, wird man die Bäder-Betriebe zu Recht fragen, warum wir das nicht verhindert haben.

Wie gut gesichert die Bäder nachts eigentlich?

Gut (lacht).

Wie leicht kommt man rein?

Schwer.

Wer verpetzt die nächtlichen Besucher?

Häufig sind es Nachbarn, die die Polizei rufen und sich über den Lärm beschweren. Vor allem in Wohngegenden wie z. B. in Pankow oder Mariendorf, wo es abends sehr still ist. Aber auch die Polizei selbst schaut vorbei und natürlich unser Sicherheitsdienst.

Wie erklären Sie sich, dass in Berlin nicht mehr Leute auf so eine Idee kommen?

Es gibt in Berlin so viel Aufregenderes, als nachts im Freibad zu schwimmen, das ist anders als auf dem Land.

Baden die Leute nachts eigentlich nackt?

Das erschließt sich uns nicht, es sei denn, die Leute posten es. Die Polizei schreibt nur eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und nicht, was die Leute anhatten.

Was passiert, wenn man bei normalem Betrieb nackt badet?

Man wird auf die Haus- und Badeordnung hingewiesen. Es ist klar geregelt, dass man in Badekleidung zu schwimmen hat. Die Zuwiderhandlung ist keine Straftat, aber wenn man noch mal erwischt wird, gibt es Hausverbot.

Ansonsten ist aber jede Bademode okay?

Ja. Aber eben Bademode und bitte keine Sportkleidung oder Straßenklamotten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.