Kommentar zu Pandas im Zoo: Eine Torte für den Artenschutz

Die Pandas im Berliner Zoo, die einzigen in Deutschland, sind seit einem Jahr hier und feiern auch noch Geburtstag. Nur vom Zoo gibt es dafür eine Torte.

Ein „Träumchen“? Meng Meng aus China verputzt niederländischen Bambus im Zoo Berlin Foto: dpa

Ach, sind die niedlich, so supersüß, diese Pandas. Putzig mampfen sie ihre niederländischen Bambushalme, possierlich hocken sie in ihrem 9-Millionen-Euro-Gehege. Jetzt haben sie auch noch Geburtstag und sind ziemlich genau ein Jahr in Berlin. Die erste Million Euro Leihgebühr ist abgebucht. Torte, Blumen, Besucherrekorde. Ein Schätzchen und ein Träumchen. Klick, klick, klick. Die Verwertungsmaschine läuft.

Vor einem Jahr kamen Meng Meng und Jiao Qing aus einem chinesischen Aufzuchtprogramm, das aufgrund moderner Reproduktionsmedizin erstaunliche Geburtsraten der sonst in Gefangenschaft vermehrungsscheuen Tiere erzielt. Für Millionen verleiht China diese „Zuchterfolge“ an ausgewählte Zoos. Panda-Diplomatie nennt man das. Angela Merkel war im letzten Jahr eine der Ersten am Panda-Gehege.

Hat ja prima geklappt

Ja, man hört sie schon, die ewige Begründung der Zootierhaltungsbefürworter: Die Zurschaustellung bedrohter Tierarten sensibilisiere die Massen auch außerhalb der ursprünglichen Verbreitungsgebiete für den Artenschutz. Pfft. Hat ja prima geklappt in den vergangenen Jahrzehnten. Während sich die Massen durch „naturnahe“ Zoos wälzen, sterben jährlich mehrere Tausend Tierarten in der nahen und fernen Natur aus.

Pandas gibt’s direkt um die Ecke, hier im Berliner Zoo. Na dann kann es ja nicht so schlimm bestellt sein um die schwarzweißen Kuschelbärchen. Am Ende sind die 26 Exemplare, die außerhalb Chinas in Zoos herumdümpeln, nicht mehr als ein Feigenblättchen für nicht mal mehr 1.900 freilebende Pandas, denen sich aufgrund der Enge ihres Lebensraums zunehmend ein Parasit durch den Darm frisst. Dass deren Population dennoch seit 2004 um rund 300 Tiere zugelegt hat, ist weder dem vermenschlichenden Zoo-Marketing noch der maschinengleichen Reproduktion der Tiere in Gefangenschaft geschuldet. Sondern dem tatsächlichen Artenschutz: Erhaltung des ursprünglichen Lebensraums und Bewahrung vor Wilderei.

Darauf eine Torte.

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Redakteurin in der Inlandsredaktion, schreibt über Gesundheitsthemen und soziale (Un-) Gerechtigkeit.

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