Kolumne Der Zuckerberg Teil 17: Ein Troll für die gute Sache

Auch bei Facebook herrscht das Sommerloch. Doch die wirklich wichtigen Dinge werden dort immer noch gepostet: sowas wie Hundevideos.

Ein Hund sieht sich selbst im Spiegel

Nichts ist besser als Videos mit Hunden, nicht mal die mit Katzen Foto: dpa

Überfliegt man das kryptische Gezeter in der Timeline, verstärkt sich das Gefühl: Wer auf Facebook schreibt, dem fällt oft nichts Vernünftiges ein. In der logischen Konsequenz ergeht es den Leuten, die über Facebook schreiben, auch nicht anders. Eine tote Kuh kann man nicht melken.

Sollte man meinen. Aber ich finde immer einen Weg. So lasse ich, seit ich diese Kolumne bediene, manchmal einfach einen fahren. Also einen Testballon, um zu gucken, was in der Folge so passiert. Wir kennen diese Kommentare ja alle: überflüssigen Rotz zu ernsten Themen, Fragen oder Hilfeersuchen, dummdreist und ohne beschwichtigende Emojis. Das hätte ich sonst in dieser plumpen Form wohl nicht gemacht – ich agiere wie ein V-Mann in der rechten Szene, der im Auftrag des Verfassungsschutzes Straftaten oft erst auf den Weg bringt, um die Existenzberechtigung der Behörde aufrecht zu erhalten.

Trottel aka „Freunde von Freunden“ würden nun sagen: „Okay, der ist halt ein Troll und trollt rum.“ Aber wenn schon, dann bin ich ein Troll für die gute Sache. Ein Weißtroll. Ich tue das für den Journalismus und Journalisten sind in diesen Zeiten wichtiger denn je. Sie sind leider auch gefährdeter denn je. So bin ich stets auf der Kippe, blockiert, entfreundet oder auf Snooze geschaltet zu werden.

Die besten Hundevideos

Mal ganz was anderes: Habt ihr neulich auch den Clip „Dogs react to magic tricks“ gesehen? Den haben viele geteilt. Ganz köstlich! Solche Beiträge machen klar die Stärke von Facebook aus. Daneben mag es meinetwegen auch von Unterdückten als subversives Kommunikationsmittel genutzt werden.

Facebook. Ein alter Hut mit vielen bunten Federn. Angesichts der versammelten Pracht von Schreiadler, Vollmeise, Schluckspecht, Trollvogel sowie praktisch sämtlichen Kauzarten soll diese Serie für den nötigen Durchblick sorgen.

Bei all dem Lob möchte ich nicht verschweigen – empfand ich jedoch, dass gegen Ende des Filmchens auch eine Katze getäuscht wird. Nicht, dass das nicht auch mit einer Katze ginge, aber das ist nun mal nicht das Thema. Falsche Hunde und Holocaustleugnungen rutschen durch wie Butter, während jeder Nippel sofort gesprengt wird.

Apropos. Anfang Juli, kurz bevor sich endgültig das Sommerloch auftat, posteten viele meiner Friends oft nur ein einziges Wort auf je so einem bunten Schreitäfelchen: „Kroatien!“ Oder „Belgien!“ Oder „England!“ Kann mir das mal einer erklären – sind die Länder bombardiert worden? Und wer ist eigentlich dieser Seehofer?

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Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.

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