Bremer Wagenplatzgruppe „Ölhafen“: Einfach mal besetzt

Die Wagenplatzgruppe „Ölhafen“ hat eine Brache in der Airportstadt besetzt. Monate warteten sie am Güterbahnhof auf eine Lösung. Doch auch die neue Fläche ist keine Bleibe.

Auf einer Brachfläche stehen die Bauwagen der Inititive "Ölhafen"

Nicht dauerhaft: der neue Wagenplatz der Initiative „Ölhafen“ in der Airport-Stadt Foto: Jean-Philipp Baeck

BREMEN taz | Die Wagenplatzgruppe „Ölhafen“ hat am Dienstagabend eine Brachfläche an der Richard-Dunkel-Straße unweit des Flughafens besetzt. Die AktivistInnen wollen bleiben. Das allerdings ist ein Problem: Anders als von ihnen angenommen, ist die Fläche, die lange ungenutzt blieb, nur noch pro forma in der Hand der städtischen Wirtschaftsförderung Bremen. Von der hatten sie sich eine Duldung erhofft.

Zum 1. September wurde das Gebiet allerdings an die benachbarte „BG Ambulanz“ verkauft, eine medizinische Versorgungseinrichtung der gesetzlichen Unfallversicherer.

Als Jürgen Brötje am Mittwochmittag deshalb durchs hohe Gras und Gestrüpp zu den Bauwagen marschiert, sieht es zunächst nach einem harten Kulturkampf aus: zwischen Brötje, dem Kaufmännischen Direktor der BG Ambulanz in gebügeltem Hemd und blauer Hose und den Besetzern in ihren Aufnäher-Klamotten, von denen viele Dreadlocks tragen.

Doch es war eine konstruk­tive Begegnung. „Man muss ja nicht gleich die Polizei alles räumen lassen“, sagte Brötje der taz. „Wir können uns hier ja gut von Mensch zu Mensch verständigen.“ Dennoch will die BG Ambulanz schnell anfangen zu bauen, erklärte Brötje den neuen Nachbarn. Ein paar Tage könnten sie vielleicht bleiben. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Stadt für die Wagengruppe eine andere Lösung findet.

Seit April 2017 auf der Suche

Daran aber haperte es laut AktivistInnen seit Monaten. Seit April 2017 suchen sie einen Stellplatz in der Stadt – nicht nur, um zu wohnen, sondern auch um einen Raum zu schaffen, auch für „unkommerzielle Kunst- und Handwerk-Projekte“, wie sie sagen. Im März hatten sie deshalb in der Innenstadt demonstriert. Eine Liste mit 16 Brachflächen hätten sie an VertreterInnen der Stadt geschickt, aber kaum Resonanz bekommen.

Aus acht Wagen besteht die Gruppe und zehn Leuten, darunter solche, die Biologie studieren, mit minderjährigen Geflüchteten oder als Hebamme arbeiten, Sozialarbeiterin oder Künstler*in sind. Zuletzt campierten sie neben dem Wagenplatz „Querlenker“ hinter dem Güterbahnhof, dem mittlerweile zweitgrößten seiner Art in ganz Deutschland. Dort waren sie geduldet, wollten aber nicht bleiben. „Um möglichst vielen Menschen eine Teilhabe zu ermöglichen, finden wir es wichtig, dass kreative Wohn- und Freiräume sich nicht an einem Ort ballen“, so die AktivistInnen.

Veto der SWB

Im Winter hatten sie auf einem Parkplatz neben dem Netze-Museum der SWB am Hastedter Osterdeich gestanden. Dort, auf einer Brache, wären sie am liebsten geblieben. Laut Daniel Schnier von der Zwischenzeitzentrale ist die Diskussion darum auch noch nicht vom Tisch. Die Zwischenzeitzentrale unterstützt die Ölhafen-Initiative bei ihrer Suche, der Beirat Hemelingen befürwortet den Standort nahe des Weserwehrs.

Das Problem ist nur: Die SWB als Eigentümerin will die Fläche gar nicht hergeben. Der Boden sei womöglich verseucht, hieß es im vergangenen Jahr. Am Mittwoch erklärte SWB-Sprecher Christoph Brinkmann nun, „die SWB plane mittel- bis langfristig mit dem Gebiet. Mein letzter Stand ist, dass wir die Fläche nicht freigeben“.

Die Suche geht also weiter. Mit Direktor Brötje, dessen Fläche sie besetzen, haben die AktivistInnen dafür nun zumindest einen weiteren Fürsprecher. Denn dass sie einen anderen geeigneten Ort finden, ist nun ihr gemeinsames Interesse.

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