Handelsstreit USA-Türkei: Katar springt der Türkei bei

Die USA haben angekündigt, ihren harten Kurs gegenüber der Türkei fortzusetzen. Beistand kommt von Katar – und Erdogan bemüht sich um Merkel und Macron.

Scheich Tamim bin Hamad al-Thani (l), Emir von Katar, und Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, geben sich vor gemeinsamen Gesprächen die Hand.

Der Emir von Katar (l.) ist gekommen, um Erdogan eine Finanzspritze anzukündigen Foto: dpa

dpa/rtr | Während sich der Handelsstreit zwischen den USA und der Türkei zuspitzt, hat der Golfstaat Katar Unterstützung für die Türkei angekündigt. Er wolle 15 Milliarden Dollar in dem Land investieren, teilte der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, nach einem Treffen Erdogans mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, mit. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Katar basierten auf wahrer Freundschaft und Solidarität, schrieb Kalin. Wie genau diese Investitionen aussehen sollen, war zunächst unklar. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, Thani habe zudem betont, dass er die Beziehungen zwischen den beiden Ländern ausbauen wolle.

Die USA wollen an ihrem harten Kurs gegen die Türkei trotz der Gegenmaßnahmen Ankaras festhalten. Vizepräsident Mike Pence erklärte am Mittwoch (Ortszeit), die Türkei sei gut beraten, US-Präsident Donald Trump und seine Entschlossenheit, US-Bürger nach Hause zu holen, nicht auszutesten. Er und Trump würden nicht lockerlassen, bis der in der Türkei in Hausarrest sitzende US-Pastor Andrew Brunson bei seiner Familie in den USA sei, schrieb der Vizepräsident auf Twitter.

Am Mittwoch hatte die Türkei die Einfuhrzölle auf zahlreiche US-Produkte erhöht. Damit reagiere das Land direkt auf Sanktionen und Strafzölle der USA, die der stellvertretende Präsident Fuat Oktay, am Mittwoch auf Twitter „bewusste Angriffe der US-Regierung“ nannte. Die Türkei heizt damit die Auseinandersetzung, die zu einer Währungskrise im Land geführt hat, weiter an. Auch der US-Pastor Andrew Brunson, an dem sich der Streit zwischen den beiden Nato-Partner entzündet hatte, bleibt vorerst weiter in Hausarrest. Nun liegt der Fall eine Instanz höher. Nach einem Bericht von Spiegel Online rechnet sein Anwalt Ismail Cem Halavurt bald mit einer Entscheidung, möglicherweise schon diesen Donnerstag.

Der evangelikale Pastor Brunson war 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden und wurde kürzlich unter Hausarrest gestellt. US-Präsident Donald Trump hat mehrfach die umgehende Freilassung des Pastors gefordert. Anfang August war Trumps Geduld dann am Ende: Die USA verhängte Sanktionen gegen zwei türkische Minister, die die Türkei erwiderte.

Die türkische Lira erholt sich

Der Kurs der am Freitag und am Montag abgestürzten Lira erholte sich am Dienstag und Mittwoch leicht. Analysten führten das auf erste Notmaßnahmen der Zentralbank zur Stützung der Lira zurück sowie auf die Ankündigung, dass Finanzminister Berat Albayrak am Donnerstag per Telefonkonferenz mit Investoren unter anderem aus den USA und Europa sprechen werde.

Tatsächlich telefonierte Erdogan am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Merkel. Dabei vereinbarten sie zur Vorbereitung von Erdogans Staatsbesuch in Berlin am 28. September ein Treffen der Finanz- und Wirtschaftsminister „für die kommenden Tage“. Am Donnerstag will Erdogan zudem mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron telefonieren.

Während der Konflikt mit den USA festgefahren scheint, gibt es aber Bewegung in einem anderen Fall: Ein Istanbuler Gericht ordnete überraschend die Entlassung von Taner Kilic, Ehrenvorsitzender der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, aus der Untersuchungshaft an. Wenige Stunden nach der Anordnung kam Kilic auf freien Fuß. Er war vor mehr als einem Jahr wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Amnesty begrüßte die Freilassung und forderte die Türkei auf, die Verfahren gegen Kilic und zehn weitere Menschenrechtler einzustellen. Die internationale Gemeinschaft solle von der türkischen Regierung weiter mit Nachdruck die Achtung von Menschenrechten und rechtsstaatlichen Prinzipien einfordern, hieß es.

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