Kommentar Kastration von Ferkeln: Esst kein Schwein!

Die Debatte über das Verbot der Kastration ohne Betäubung zeigt erneut: Keine andere Tierart wird so barbarisch gehalten wie Schweine.

Ferkel werden von ihrer Mutter gesäugt

Kastration ist längst nicht das einzige, was Ferkeln angetan wird Foto: dpa

Der Großteil der deutschen Schwei­ne­haltung ist barbarisch. Das zeigt die aktuelle Debatte über Forderungen der Agrarlobby, das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln zu verschieben.

Die meisten Verbraucher erfahren erst jetzt, dass deutsche Bauern männlichen Schweinen bei vollem Bewusstsein die Hoden herausschneiden. Für viele Konsumenten wird es unglaublich sein, dass Landwirte so grausam vorgehen – und das seit Jahrzehnten. Wer nicht sieht, dass die Tiere bei dieser Prozedur extrem leiden, muss schon sehr abgestumpft sein.

Ohne Betäubung werden Ferkeln auch Zähne abgeschliffen. Und fast allen wird ein Teil des Schwanzes amputiert. Aber das ist nicht alles, was die Schweinefleischproduktion zum barbarischsten Zweig der Agrarbranche macht. Gängige Praxis ist auch, Sauen monatelang in Einzelkäfige zu sperren, die so klein sind, dass die Tiere nicht jederzeit die Beine ausstrecken können.

Die Branche will uns all diese Grausamkeiten allen Ernstes als praktizierten Tierschutz verkaufen: Ohne die ­Ferkelkastration und das Schwanzkürzen würden sich die Tiere gegenseitig verletzen, das Schleifen der Zähne solle die Sauen vor Bissen schützen und der „Kastenstand“ bewahre die Ferkel davor, von ihrer Mutter erdrückt zu werden.

In Wahrheit lassen sich viele Pro­bleme auch ohne üble Methoden in den Griff bekommen. Mehr Platz und mehr Stroh etwa reduziert das Verletzungsrisiko, wie die Biohaltung zeigt. Aber auch bei den Ökos liegt einiges im Argen. Kastenstände gibt es auch in Bioställen. Auch Ökoschweine dürfen im Schlachthof mit Kohlendioxid betäubt werden, wobei sie 15 bis 20 Sekunden schwerste Schmerzen erleiden und das Gefühl, zu ersticken.

Die beste Lösung ist deshalb: kein Schweinefleisch essen. Selbst die hochoffiziöse Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält vegetarische Speisepläne mit Milchprodukten „als Dauerernährung für geeignet“. Sprich: Kein Mensch braucht Fleisch.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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