Ermittlungen zur Tötung in Chemnitz: Inhaftierter bestreitet Tatbeteiligung

Zwei Männer hatte die Chemnitzer Polizei nach dem Tod von Daniel H. festgenommen. Nun sagte einer der beiden laut NDR-Recherchen, er sei nicht beteiligt gewesen.

Die deutsche und die kubanische Flagge, zahlreiche Blumen und Kerzen wurden am Tatort niedergelegt.

Hier kam Daniel H. zu Tode: die deutsche und die kubanische Flagge, Blumen und Kerzen am Tatort Foto: dpa

BERLIN afp | Einer der beiden wegen des Tötungsdelikts in Chemnitz inhaftierten Verdächtigen bestreitet einem Medienbericht zufolge eine Tatbeteiligung. Wie der NDR am Donnerstagabend unter Berufung auf eigene Recherchen berichtete, gab der Verdächtige gegenüber dem Leiter der Rechtsabteilung der irakischen Botschaft an, er sei an der Auseinandersetzung in Chemnitz, bei welcher der 35-jährige Daniel H. getötet worden war, nicht beteiligt gewesen. Er habe mehrere Meter abseits gestanden.

Ein Zeuge, der das Tatgeschehen unmittelbar beobachtet und seine Aussage bei der Polizei zu Protokoll gegeben habe, sagte dem NDR ebenfalls, dass der Verdächtige während der Auseinandersetzung einige Meter abseits gestanden habe.

Der Anwalt des Verdächtigen, der Strafverteidiger Ulrich Dost-Roxin, sagte dem NDR, keine der im Haftbefehl benannten Beweismittel wiesen „nur im Geringsten auf eine Tatbeteiligung“ seines Mandanten hin; der Haftbefehl hätte überhaupt nicht ausgestellt werden dürfen. Er wolle deshalb die Aufhebung des Haftbefehls beantragen.

Die Aussagen aus der Gruppe der Opfer seien, wie der NDR selbst zu Bedenken gibt, bisher nicht bekannt.

Pro Chemnitz mobilisiert für den Abend zur Demo

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte dem NDR-Bericht zufolge mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben zu den konkreten Gründen für den Haftbefehl machen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dem Sender aber, dass der Anwalt diese Woche Haftprüfung beantragt habe.

Daniel H. war Ende August in Chemnitz einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen. Bei den beiden in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen handelt es sich um zwei aus Syrien und dem Irak stammende Männer. Nach einem dritten Tatverdächtigen wird gefahndet.

Am 6. September habe der Leiter der Rechtsabteilung der irakischen Botschaft, Sead Peer Murad, den inhaftierten Yousif A. im Gefängnis in Bautzen besucht und anschließend einen Bericht angefertigt, auf den sich der NDR in seinem Bericht bezieht. Yousif A. schilderte demnach gegenüber dem Botschaftsjuristen, dass er und seine Begleiter Farhad A. und Alaa S. an dem Abend der Tat eine Shisha-Bar in Chemnitz besucht und gegen 2.30 Uhr morgens zu einem Döner-Imbiss gegangen seien. Alaa S. sitzt inzwischen ebenfalls in Haft, nach dem flüchtigen Farhad A. wird international gesucht.

Unterwegs hätten er, Yousif A., und seine Freunde Farhad A. und Alaa S. eine Gruppe von Männern und Frauen getroffen, darunter Daniel H., das spätere Opfer.

Yousif A. will Streit geschlichtet haben

Farhad A. sei zu der Gruppe um Daniel H. gegangen, um nach Feuer für eine Zigarette zu fragen. Dabei seien die Männer in Streit geraten. Er, Yousif A., habe den Streit geschlichtet. Dann seien beide Gruppen weitergelaufen.

Aus dem Döner-Imbiss seien weitere Bekannte gekommen und hätten gefragt, was der Grund des Streits gewesen sei. Daraufhin seien Farhad A. und mehrere der anderen Männer erneut zu der Gruppe von Daniel H. gegangen. Dann sei es zu einer heftigen Auseinandersetzung und der Messerstecherei gekommen. Er selbst, Yousif A., sei daran nicht beteiligt gewesen, sondern habe mehrere Meter abseits gestanden.

Der Botschaftsjurist sagt, er könne die Angaben von Yousif A. nicht überprüfen, da er die Aussagen der anderen Zeugen nicht kenne.

Das Tötungsdelikt zog zahlreiche Demonstrationen auch rechter Gruppen in Chemnitz nach sich, die teilweise in Gewalttätigkeiten mündeten. Für Freitagabend rief die rechtspopulistische Bürgerbewegung Pro Chemnitz erneut zu einer Demonstration in der Innenstadt auf.

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