FC Bayern nach 0:3 gegen Gladbach: Koan Respekt mehr

Der FC Bayern patzt erneut. Nach der 0:3-Heimniederlage gegen Gladbach zeichnet sich die Führungsriege vor allem durch eines aus: sie schweigt.

Niko Kovac, Trainer vom FC Bayern München und Sportdirektor Hasan Salihamidzic halten auf dem Oktoberfest Masskrüge in der Hand

Pflichttermin nach miesem Spiel: Bayern-Trainer Niko Kovac (l) und Sportdirektor Hasan Salihamidzic auf dem Oktoberfest Foto: dpa

MÜNCHEN taz | Der Ausflug auf das Oktoberfest gehört zum Pflichtprogramm beim FC Bayern, und allein der Umstand, dass es keine freiwillige Angelegenheit ist für die Spieler und das Trainerteam, schränkt den Spaß schon etwas ein. Dieses Mal waren die gemeinsamen Stunden am Sonntag, gut abgeschirmt von anderen Wiesn-Besuchern, aber sogar eher eine Tortur. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da viele lachende Gesichter zu sehen geben wird“, war sich Joshua Kimmich am Abend zuvor nach der 0:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach sicher.

Manchmal ist in solch einer brisanten Situation, wie sich der FC Bayern nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie gerade befindet, jedes Wort eines zu viel, und deshalb hat lediglich Sportdirektor Hasan Salihamidžić ein paar belanglose Sätze gesprochen. Der Rest der Münchner Führungsriege schwieg am Samstag lieber und überließ die Krisenbewältigung dem Trainer und den Spielern.

Niko Kovač wirkte erstaunlich aufgeräumt. Er kenne die Mechanismen im Fußball, sagte er ganz ruhig auf die Frage, ob er sich nun Sorgen um seinen Job mache. „Ich weiß, dass die Zeit hier anders läuft“, aber er gehe davon aus, dass er noch das Vertrauen des Klubs besitze.

Faktisch beendete der Patzer von Manuel Neuer gegen den FC Augsburg die stolze Serie von sieben Siegen in sieben Pflichtspielen

Die Spieler suchten nach Erklärungen oder gaben wie Arjen Robben gleich zu, „keinen Bock“ zu haben, „hier alles zu analysieren“. Dass der Niederländer kurz angebunden war, hatte ausnahmsweise nichts mit seiner Auswechselung zu tun, sondern wohl allein mit dem Ergebnis, das die Bayern in der Tabelle weiter zurückwarf. Vier Punkte liegen sie nun hinter Borussia Dortmund. „Die Situation“, gab Thomas Müller zu, „ist brutal.“

Faktisch beendete der Patzer von Manuel Neuer gegen den FC Augsburg, der zum späten Ausgleich für die Schwaben führte, die stolze Serie von sieben Siegen in sieben Pflichtspielen. Eigentlich wirft so etwas die Münchner ja nicht aus der Bahn. Doch dieses Mal ging es in diesem Stil weiter, in Berlin, zuletzt gegen Ajax Amsterdam und nun gegen Gladbach. „Wir sind in einen Strudel reingeraten“, sagt Verteidiger Niklas Süle. Und jetzt haben auch noch die Gegner den Respekt vor den ehemaligen Über-Bayern verloren. Sie seien nicht mehr die Mannschaft, vor der man Angst haben müsse, sagte Gladbachs Christoph Kramer.

Mit jener Leidenschaft und Aggressivität, die die Münchner zuvor auf dem Platz gebraucht hätten, entgegnete Jo­shua Kimmich dieser Aussage. „Die kriegen sonst in den letzten Jahren immer die Hucke voll, da sagt keiner was. Aber ist ja schön, dass die anderen jetzt auch mal ein bisschen Selbstbewusstsein haben“, sagte der verbal im Angriffsmodus befindliche Außenverteidiger.

Kimmich wollte aber nichts beschönigen. „Wir müssen uns schon Gedanken machen“, für ihn vor allem in der Offensive, trotz der Fehler in der eigenen Hälfte. „Normalerweise müssen wir als FC Bayern für zwei, drei Tore gut sein. Das ist wahrscheinlich das, was der Herr Kramer gemeint hat.“ Aber gegen Gladbach sei es nicht so gewesen, „dass wir Chancen versemmelt haben, wir hatten einfach keine“.

Die Verunsicherung scheint beim FC Bayern von einem nicht gewonnenen Spiel zum nächsten zu wachsen. Zudem werden Gerüchte lanciert, wonach die Mannschaft nicht mehr geschlossen hinter dem Trainer stehen soll. Auf der anderen Seite muss Kovač mit dem zurechtkommen, was ihm die Verantwortlichen an die Hand gegeben haben: einen alternden Kader, der zudem im Sommer noch ordentlich ausgedünnt wurde. Obendrein verletzte sich gegen Gladbach mit David Alaba bereits der zweite Außenverteidiger und droht mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss länger auszufallen.

Für Kovač geht es nach der Länderspielpause um viel. „Wir haben gezeigt, dass wir es besser können“, gibt sich der Bayern-Trainer kämpferisch. „Das werden wir auch wieder tun. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen.“

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