Krise in Argentinien: Noch ein Milliardenkredit vom IWF

Die argentinische Regierung braucht mehr Geld vom Internationalen Währungsfonds. Schon jetzt folgt die Regierung dessen Vorgaben.

Menschen versammeln sich auf einem Platz

Streik in Buenos Aires gegen die Sparpolitik der Regierung Foto: dpa

BUENOS AIRES taz | Argentiniens Regierung leiht sich weitere Milliarden beim IWF. Der bereits im Juni vereinbarte 50-Milliarden-Dollar-Kredit wird um zusätzliche 7,1 Milliarden Dollar aufgestockt, verkündeten IWF-Chefin Christine Lagarde und Argentiniens Wirtschaftsminister Nicolás Dujovne am Mittwoch in Washington. Zudem werden die Kreditraten früher ausgezahlt. Auslöser des erneuten Bittgangs zum IWF ist der dramatische Werteverlust der argentinischen Währung.

Seit April hat der Peso gegenüber dem Dollar 50 Prozent an Wert verloren. Trotz der Ankündigung der Regierung, den Wechselkurs dem Markt überlassen zu wollen, hatte die argentinische Zentralbank BCRA unter ihrem Chef Luis Caputo die Währung mit Milliarden Dollar gestützt: In den vergangenen Monaten verkaufte die BCRA 15 Milliarden Dollar und damit genau die Summe der ersten Kreditrate, die der IWF im Juni überwiesen hatte und mit denen ausstehende Schulden beglichen werden sollten.

Schon vor zwei Wochen hatte IWF-Chefin Lagarde scharfe Kritik am Verhalten der Zentralbank geübt und vor kommenden Schwierigkeiten beim Schuldendienst gewarnt. Nach der neuen Vereinbarung erhält die Regierung noch in diesem Jahr zu den bereits ausgezahlten 15 Milliarden Dollar weitere 13,4 Milliarden. 2019 sollen 22,8 Milliarden nach Buenos Aires überwiesen werden. „Damit kann Argentinien seinen anstehenden Schuldendienst bis Ende 2019 leisten,“ so Dujovne.

Fraglich ist dennoch, ob der Wirtschaftsminister damit dem Peso und dem Land Stabilität verschafft. Denn, dass es am Río de la Plata seit Wochen drunter und drüber geht, zeigte sich am Dienstag vor aller Welt. Während Präsident Mauricio Macri vor der UN-Vollversammlung in New York um Vertrauen in Argentiniens neue Zuverlässigkeit warb, war das ganze Land durch einen 24-stündigen Generalstreik gegen seine Politik gelähmt. Zudem warf Zentralbankchef Luis Caputo die Brocken hin. Zwar nicht vom Rücktritt aber vom Zeitpunkt völlig überrascht, musste Macri eilends von New York aus, den Nachfolger präsentieren.

Der neue Zentralbankchef Guido Sandleris zeigte sich bereits auf IWF-Linie. „Solange sich der Preis für einen Dollar zwischen 34 und 44 Peso bewegt, wird die Zentralbank nicht intervenieren,“ so Sandleris am Mittwoch. Sollte er das Limit übersteigen, werde die Zentralbank nur mit bis zu 150 Millionen Dollar eingreifen. Ein Börsenhändler in Buenos Aires kommentierte Sandleris Ankündigung so: „Der IWF hat wieder die Finanzhoheit über Argentinien.“

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