Vollbeschäftigung in Deutschland: Im Wunderland

Die Metzgerei schließt – Personalmangel. Die Baufirma sucht Leute im Ausland. Das Jobcenter: leer. In Nördlingen sind alle in Arbeit.

Zwei Männer stehen im Freien vor einem Bagger und sehen sich eine große Skizze an. Einer der beiden hat einen Bau-Helm auf

Findet keine Bauarbeiter: Werner Luther (l.) von Eigner Bau Nördlingen mit seinem Polier Foto: Marcus Lechner

NÖRDLINGEN taz | Die Metzgerei Pisko sendet den Alarmruf auf DIN-A4-Plakaten in die Welt. „Fachkräftemangel in Deutschland – auch uns hat es getroffen!“, verkünden Aushänge am Geschäft am Marktplatz 7 in Nördlingen. Man erfährt, dass einige Fachverkäuferinnen der Metzgereikette schwanger geworden sind, Vertretungen fanden sich nicht, also bleibt die Filiale im Stadtzentrum von Nördlingen „bis auf Weiteres“ geschlossen.

Wegen Fachkräftemangel geschlossene Läden, das sieht traurig aus in der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und historischen Spitzgiebelhäusern. Doch Nördlingen liegt im Landkreis Donau-Ries, im Wunderland. Es herrscht Vollbeschäftigung. Der Landkreis ist schuldenfrei. Nördlingen ist ein Arbeitnehmermarkt: Um Personal ist ein unsichtbarer Konkurrenzkampf entbrannt. Was im Wunderland los ist, zeigt sich auf Stadtspaziergängen.

In der Altstadt weist ein unauffälliges Schild zum Jobcenter, Herrengasse 39. Man überquert einen Bach, dann einen Hof und betritt einen schmucklosen Altbau. Eine Treppe mit einem hölzernen Handlauf führt hinauf zum ersten Stock. Das Wartezimmer dort ist leer. Der Raum wirkt wie das Wartezimmer einer Gemeinschaftspraxis nach Feierabend. Nur dass eben nicht Feierabend ist, sondern Sprechzeit. „Es ist hier nicht immer so leer“, sagt Arbeitsvermitter Dirk Möller fast schon entschuldigend. Möller, 52, Jeansträger, Dreitagebart, hat meist Terminkunden. 245 arbeitslose Hartz-IV-Empfänger gibt es in Nördlingen. Das ist ausgesprochen übersichtlich in einer 20.000-Einwohner-Stadt.

Auf Möllers Schreibtisch steht das Foto eines Oldtimermotorrades. An der Wand hängt ein Plakat mit einem Faultier, das auf einer Pipeline vor sich hin döst. „Ich bin nicht faul. Ich bin nur hochmotiviert, nichts zu tun“, heißt es auf dem Plakat. Das ist lässig.

Das Wartezimmer im Jobcenter: leer

Heimliche Schwarzarbeit im größeren Stil ist in der Stadt mit der historischen Stadtmauer drum herum kaum möglich. „Man kennt sich hier“, betont Möller. Neulich baute jemand in der Altstadt ein Extrafenster in sein Dach, ohne Genehmigung – das wurde sofort zum Aufmacher in der Lokalpresse.

„Wir haben hier einen Rest heiler Welt“, sagt Ingrid Eicher, „wer einigermaßen gesund ist, den bringen wir unter auf dem Arbeitsmarkt.“ Die 60-jährige Beamtin leitet das Jobcenter im Agenturbezirk Donauwörth, wozu auch Donau-Ries und Nördlingen gehören. Der Agenturbezirk hat die niedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland.

Jahrzehntelang war Eicher im Sozialamt tätig, dann im Jobcenter. Von Müdigkeit, gar Resignation keine Spur. Eicher und Möller klingen ein bisschen wie Sozialarbeiter, wenn sie über ihre Klientel sprechen. Die Langzeitarbeitslosen seien ja „keine faulen Leute“, sagt Eicher. Viele litten unter persönlichen Hindernissen, gesundheitlichen Einschränkungen, psychischen Problemen, familiären Aufgaben in der Kinderbetreuung oder in der Altenpflege. Flüchtlinge sind in der Regel jünger und gesünder als die deutschen Langzeitarbeitslosen, ihre Vermittlungsquoten im Bezirk sind deshalb sogar höher. Auch Helferjobs gibt es in der Region, in der Gastronomie, in der Logistik, im Versand, im Lager, vieles über Zeitarbeit.

Möller setzt im Umgang mit seinen Klienten auf individuelle Ansprache, auf „Vorteilsübersetzung“, wie er es nennt. Das Jobcenter bezahlt Hartz-IV-Empfängern, die neu eine Arbeit aufnehmen, sogar für sechs Monate die Leasingraten für ein Auto, wenn sie anders nicht zu ihrem Job in der Region gelangen können.

„Wer gar nicht arbeiten will, der kommt nicht hierher, denn wer zu uns ins Jobcenter kommt, der weiß: Hier kriegt er ein Angebot, noch ein Angebot und noch ein Angebot“, erzählt Eicher. Genau das ist aber auch das Problem: viele freie Stellen. Und zu wenige Leute, um diese zu füllen. Man sieht es nicht nur in der Altstadt, wo Läden und Lokale um Verkaufspersonal werben. Im Internet-Jobportal für den Landkreis können Arbeitsuchende nach „Benefits“ fragen: „Hunde erlaubt“, „Home Office“, surfen in „sozialen Netzwerken“– immer finden sich Firmen, die bereit sind, einzugehen auf Arbeitnehmerwünsche, die Jobsuchende früher gar nicht zu äußern gewagt hätten.

Die Bewerberlage bei Eigner Bau: schwierig

„Man muss heute sehr nett sein zu seinen Mitarbeitern, sonst laufen sie einem davon“, sagt Werner Luther, und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Luther, 59, ist Geschäftsführer von Eigner Bau mit Sitz am Weinmarkt in der Altstadt, man läuft ein paar Minuten vom Jobcenter hierher. Etwas versteckt liegt der Eingang des Unternehmens. Man vermutet hier nicht den Sitz einer der größten Baufirmen der Region mit 170 Mitarbeitern. In Luthers Büro hängen Fotos und Ölpor­träts seiner Vorgänger im Betrieb, einer davon war sein Vater.

Eine Frau mit kurzen Haaren und einem Namensschild am Jackett

Elisabeth Oestringer vom Nördlinger Pflegezentrum Bürgerheim findet kaum Auszubildende Foto: Marcus Lechner

Die Bewerberlage sei „schwieriger geworden“, sagt Luther. „Die Baufirmen suchen händeringend Azubis, finden aber keine.“ Azubis für das Bauhandwerk kommen überwiegend von den Hauptschulen, die hier Mittelschulen heißen, und sie kommen meistens aus der Region. Die jungen Leute aus der Gegend, die man als Fahrschüler am Bahnhof oder in der Altstadt sieht, mit ihren blau gefärbten Haarsträhnen und modisch eingerissenen Jeans, Kopfhörer im Ohr, sind gewissermaßen die heißeste Ware in der Region. Gold auf zwei Beinen.

„Wir haben für die Personalsuche extra eine Mitarbeiterin abgestellt“, erzählt Luther. Die Dame zieht durch die Mittelschulen, mit einer PowerPoint-Präsentation im Gepäck, und sie tritt auf Elternsprechtagen auf. Wenn die jungen Leute und deren Eltern dann erfahren, dass man auf dem Bau heute schon als Auszubildender relativ gut verdient, dass man Bagger mit GPS-Steuerung fahren lernt und als gelernter Maurer oder Stahlbetonbauer später zum Polier aufsteigen kann, zum Meister, dann hat die Firma eine Chance.

Hilfreich für das Image beim Nachwuchs ist auch die Sache mit dem FC Bayern: Eigner baute für den Fußballverein mehrere Bürogebäude, ein Foto des Vereins hängt an der Wand im Firmensitz, ein neuer Auftrag für die Münchner läuft. „Das kommt natürlich gut an“ sagt Luther.

Natürlich schaut Luther auch ins Ausland. EU. Osteuropa. Über ein Projekt kamen 15 junge Ungarn ins Bauhandwerk in die Region. Nur zwei machten den Abschluss, erzählt der Geschäftsführer. Denn erstens haben auch junge Ungarn Heimweh. Und zweitens kann die deutsche Sprache sehr sperrig sein. Auch polnische Subunternehmer berichten den Leuten von Eigner Bau, dass viele Polen neuerdings lieber in der Heimat bleiben und dort arbeiten. Die Familie. Weniger Wohn- und Reisekosten. Weniger Sprachstress. Und die Wirtschaft in Polen läuft ja auch besser als früher.

Bleibt noch die Hoffnung auf andere Kontinente. Drei Flüchtlinge lernen bei Eigner Bau. Einer, ein 20-jähriger Afghane, ist schon länger dabei, zuerst besuchte er eine Flüchtlingsklasse an einer Berufsschule, dann kam die Einstiegsqualifizierung, jetzt absolviert er eine richtige Ausbildung. „Der macht sich ganz toll“, schwärmt der Firmenchef, und man hört väterlichen Stolz in seiner Stimme. Der junge Mann aus Afghanistan hat aber nur eine Duldung. „Leider“, sagt Luther, „wir wollen ihn ja behalten.“ Es wird klar, warum es sich ein Politiker leicht mit dem Handwerk in Bayern versauen kann, wenn er junge Leute, die anpacken können und wollen, in einen Abschiebeflieger setzt.

Eigner Bau hat seine Methoden, mit den begrenzten Personalkapazitäten umzugehen. Stammkunden werden bevorzugt, wenn sie mit einem neuen Auftrag kommen, sagt Luther. Neukunden, vielleicht auch etwas außerhalb der Region, müssen sich hingegen gedulden.

Wie bei Eigner auch redet man in Nordschwaben nicht so gern von „Fachkräftemangel“, sondern eher von „Fachkräftesicherung“. Das klingt handlungsorientierter. Mit der Fachkräftesicherung ist auch die Industrie in Nordschwaben beschäftigt. Zum Beispiel SPN Schwaben Präzision in Nördlingen.

Eine Stelle bei SPN besetzen: dauert ein Vierteljahr

Um den Industriebetrieb draußen vor dem Stadttor zu besuchen, muss man aus der Altstadt in Richtung Nordosten hinausfahren. In das Gewerbegebiet, wo Firmen auf ihrem Gelände große Schilder aufgestellt haben: „Maschinenführer gesucht“ zum Beispiel.

SPN residiert in der Fritz-Hopf-Straße 1, das Bürogebäude wirkt hochmodern mit seiner geschwungenen Glasfront. Dahinter liegen die Fertigungshallen. Das Unternehmen produziert Spezialgetriebe, die unter anderem in Fertigungsmaschinen eingebaut werden, die dann weltweit laufen. Massenproduktion gibt es nicht, die Kunden wollen individuelle Antriebslösungen.

Jörg N., 44, Industriemechaniker, überwacht in der Fertigungshalle eine 600.000 Euro teure Fräsmaschine. Er setzt Rohlinge ein, schwere Metallreifen, die zu Zahnrädern zurechtgefräst werden. An der Anzeigentafel blinken Lämpchen, die Fertigung läuft über Programme, die immer wieder wechseln. Die Schichtarbeit fordert höchste Konzentration, Fehler können teurer werden. “Das muss alles hochpräzise sein“, erklärt Georg Jaumann, 51, kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens mit 300 Mitarbeitern.

„Es ist eine abwechslungsreiche Arbeit“, meint Jörg N. Der Industriefacharbeiter kommt aus der Region und hat bei SPN gelernt. Die Ausbildung ist hochspezialisiert. Die meisten Mitarbeiter bleiben bei der Firma „von der Lehre bis zur Rente“, erzählt Jaumann. SPN hat sich in der Region als „Arbeitgebermarke“ profiliert. Das Unternehmen wirbt auch Beschäftigte von anderswo ab.

Doch auch bei SPN merke man, dass die Zahl der Schulabgänger sinke und dass es „enger werde“ bei der Facharbeitersuche, so Jaumann. Früher habe man eine Stelle innerhalb von vier Wochen besetzen können, jetzt dauere die Nachbesetzung ein Quartal.

Auch SPN Schwaben Präzision ist darauf angewiesen, Leute aus der Region zu gewinnen. „Von ganz weit her kommt kaum einer allein wegen des Jobs her“, sagt Jaumann. Und wer schon mal in einem Ballungszentrum studiert hat, will oft nicht zurück ins Ländliche, wo es keine Universität oder Fachhochschule gibt und man nicht mit dem Nachtleben und den Opernhäusern einer Metropole mithalten kann. Zumal die Mieten auch in Nördlingen steigen.

Bürgermeister begrüßt jeden Neubürger persönlich

Hermann Faul kennt die Vorurteile gegen die Provinz. Faul, 69, Mitglied in der Parteifreien Wählergemeinschaft (PWG), ist Oberbürgermeister von Nördlingen. Faul empfängt in der Altstadt im Rathaus, am Marktplatz 1, man durchquert eine Eingangshalle mit viel dunklem Holz und Wappen an der Wand. Faul ist ein Mann von stattlicher Physis und mit warmem Händedruck. Er muss die Parkplatzsorgen der Bürger, den Tourismus, den Denkmalschutz auf dem Schirm haben und die Wohnungsknappheit und den Fachkräftemangel.

Nördlingen habe Zuzug, erzählt Faul nicht ohne Stolz. Kürzlich hatten Schlaumeier in irgendeiner Bertelsmann-Studie prophezeit, die Einwohnerzahl von Nördlingen werde in Zukunft sinken, wie in anderen Kleinstädten auch. Ist sie aber nicht, sondern sogar auf etwas über 20.000 gestiegen. Ab 20.000 Einwohnern ist man nicht mehr Kleinstadt, sondern Mittelstadt. Neubürger werden von Faul persönlich begrüßt. Die Stadt sei sehr aktiv darin, Auszubildende und Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, schildert der OB. Besonders aufmerksam ist man bei AbiturientInnen aus der Stadt, die zum Studium aus Nördlingen wegziehen. Für sie wird eine feierliche Abschiedsfeier ausgerichtet. Die Stadt hält danach durch einen Newsletter steten Kontakt. Die Heimat soll schließlich nicht vergessen werden, zumal sich die StudentInnen in den Metropolen schnell an ein Nachtleben gewöhnen, das nicht nur am Freitag- oder Samstagabend stattfindet wie in Nördlingen. Im „persönlichen Gespräch“ werde ­versucht, die Liebe zur Heimat zu erhalten, sagt Faul. Denn für die Wirtschaft in der Region, ­ist es ­leichter, Akademiker zu gewinnen, die dort schon verwurzelt sind, als völlig Fremde von anderswo.

Restaurant muss Sonntags schließen – Personalmangel

„Der Hermann kennt hier jeden“, heißt es im Restaurant Wengers Brettl über den OB. Das Restaurant in der Löpsinger Straße 27 im Nordosten der Altstadt liegt im ersten Stock eines Altbaus. Im Holzofen am Eingang brennt ein Feuer. Jeden Abend ist es hier prallvoll, man sollte reservieren. Voll könnte das Brettl auch schon über die Mittagszeit sein und am Sonntag, die Nachfrage ist groß in dem Lokal, das auf der zweisprachigen Speisekarte unter anderem „Swabian Saure Nierle“ offeriert.

Es liege auch am Personalmangel, dass man erst um halb fünf Uhr am Spätnachmittag öffne und seit einiger Zeit am Sonntag geschlossen habe, erzählt Martina Wenger, Mitinhaberin des Lokals. „Wir haben noch Glück gehabt, für die Küche haben wir einen Azubi gefunden“, meint Uli ­Wenger, der Koch. Der Ton im Umgang mit den Mitarbeitern sei heute ganz anders, erzählt er. Das Ehepaar, beide 53, hat ein Coaching besucht für den Umgang mit dem Personal. „Heute kann man niemanden mehr anraunzen, wenn es schwierig wird“, sagt Uli Wenger. Auch Azubis erwarten heute einen durchweg freundlichen Ton. Schließlich hat man Seltenheitswert.

Pflegezentrum setzt auf ausländische Bewerber

Doch Neukunden zu vertrösten wie bei Eigner Bau, Öffnungszeiten zu reduzieren wie im Brettl, das kann sich nicht jeder leisten. Schon gar nicht das Pflegezentrum Bürgerheim, ein moderner Bau im Nordwesten der Altstadt, der auf dem Areal eines mittelalterlichen Hospizes am Eugene-Shoemaker-Platz 2 errichtet wurde.

Die alten Herrschaften sitzen zum Teil in Rollstühlen in der freundlichen Lobby, die auf den ersten Blick so aussieht, als handele es sich um ein Hotel. 81 Plätze hat das Bürgerheim. Insgesamt vier Heime gehören zum Verbund der „Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime“. Eigentlich könnte man zwölf Auszubildende zur Altenpflegefachkraft haben, doch im gesamten Verbund habe nur eine einzige Auszubildende neu angefangen, erzählt Elisabeth Oestringer, 59, Leiterin im Bürgerheim.

„Die jungen Leute können heute eben bei der Ausbildungssuche unter vielen Alternativen wählen“, sagt Oestringer. Da lernen sie lieber Bürokaufmann oder machen erst mal das Abitur.

Wer mit Elisabeth Oestringer und den anderen Firmenchefs in Nördlingen spricht, spürt, dass es eine unausgesprochene Hierarchie gibt im Wettbewerb um Fachkräfte und SchulabgängerInnen, deren Zahl ohnehin demografisch bedingt sinkt: Größere Unternehmen haben es leichter als kleine, Nachwuchs zu gewinnen. Schwerer haben es Betriebe in der Provinz, obwohl Unternehmen oft gerade dort residieren. Schwerer als die Industrie hat es das Handwerk, und richtig schwer haben es Berufe, die als anstrengende und schlecht bezahlte Frauenjobs gelten. So wie die in der Altenpflege.

Dabei kann man in diesem Job wirklich Positives bewirken für die Klientel. „Wenn man Kontakt bekommt zu den Bewohnerinnen, wenn die plötzlich was verstehen, das ist schön“, sagt Dzejlana H. 35, die im Bürgerheim als Pflegefachkraft arbeitet. Geduldig begleitet sie eine Rollstuhlfahrerin zur Tür. Die Dame hat sich verirrt. Im Bürgerheim hat inzwischen mehr als die Hälfte der Bewohner demenzielle Einschränkungen. Der Personalschlüssel wurde trotzdem über die Jahre hinweg nicht angepasst. Was dazu führte, dass die Arbeitsbedingungen härter wurden. „Der Druck ist schon sehr stark“, sagt Pflegerin H.

Eine Reduzierung der Plätze kommt aber nicht infrage. Das Bürgerheim in kommunaler Trägerschaft hat einen Versorgungsauftrag. Es gebe Wartelisten für die Seniorenheime, erzählt Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender der Donau-Ries Kliniken. Viele Familien können eine Vollzeitpflege zu Hause einfach nicht mehr stemmen.

Auch in der Altenpflege hofft man auf das Ausland. Dzejlana H. zum Beispiel hat in ihrer Heimat Bosnien-Herzegowina eigentlich Betriebswirtschaft studiert und ist dann über eine Städtepartnerschaft in die Ausbildung zur Altenpflegerin ins Bürgerheim gekommen. „In Bosnien-Herzegowina lernen viele Krankenschwestern Deutsch und wollen dann nach Deutschland kommen“, erzählt sie.

Das neue Zuwanderungsgesetz, wenn es denn kommt, erlaubt Jobsuchenden aus Nicht-EU-Ländern mit gefragten Qualifikationen, für ein halbes Jahr nach Deutschland zu gehen und sich hier eine Arbeit zu suchen.

Das Zeitarbeitsunternehmen Humanus in Nördlingen arbeitet international, Slogan: „Es gibt keinen Fachkräftemangel, wenn man europäisch denkt.“ Kann man so sehen. Es gibt aber auch einen europäischen Verteilungskampf um Fachkräfte und Auszubildende, in dem bestimmte Regionen und Berufe das Nachsehen haben. Und das gilt auch für ein Wunderland.

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