Kommentar Klimaschutz in Gebäuden: Verdämmt und zugenäht

Ein Drittel der deutschen Klima-Emissionen kommt aus Gebäuden. Dieses Einsparpotenzial wird von der Politik sträflich missachtet.

Transparent mit der Aufschrift Klimaschutz

Werbung fürs Dämmen Foto: ap

Unter Energieexperten gilt das Energiesparen bei Gebäuden als „der schlafende Riese“. Ein Drittel der deutschen Klima-Emissionen kommt aus Gebäuden. Aber wenn erst mal das Bauen und Heizen effi­zienter werde, ja dann werde es richtig losgehen mit der Einsparung der klimaschädlichen CO2-Emissionen. So lautet seit Jahren das Versprechen.

Leider schnarcht der Riese Energieeffizienz weiter vor sich hin, und niemand kann ihn wecken: Die nötigen Sanierungsraten werden weit verfehlt, seit Jahren scheitert eine steuerliche Entlastung der Eigentümer im Streit zwischen Bund und Ländern. Richtig gestört hat bislang kaum jemanden, dass hier ähnlich wie beim Verkehr Jahr für Jahr keines der Klimaziele erreicht wird.

Als Folge gab es nur eine seltsame Debatte: Wenn das mit dem Energiesparen nicht geht, warum nicht mit Gas heizen, das sauberer ist oder sogar vielleicht ökologisch korrekt hergestellt wird? Wenig Anstrengung bei Politik und Hauseigentümern und damit einen neuen Markt erobern, das klang wie eine Option, bei der alle gewinnen. Die neuen Daten des Agora-Gutachtens sprechen jetzt eine andere Sprache: Demnach gibt es zur mühevollen Arbeit an der Effizienz keine wirklich Alternative. Der Traum vom einfachen Ausweg ist wohl geplatzt. Verdämmt und zugenäht!

Die Konsequenz daraus muss eine neue Ernsthaftigkeit sein. Die Regierung muss nicht nur beim Kohleausstieg oder im Verkehr handeln, sondern endlich auch beim Klimaschutz in Gebäuden: Mehr Anreize, mehr klare Regeln, eine Einigung über Steuererleichterungen mit den Ländern. Der politische Wille sollte da sein, wenn SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil derzeit dauernd von Klimaschutz spricht und sogar CDU-Dinosaurier Friedrich Merz ihn als Großaufgabe nennt.

Alles kann vom Dämmen profitieren: neue Jobs, Wachstum, weniger Emissionen, ein gemütlicheres Zuhause. Es müsste sich nur endlich mal jemand in dieser Regierung zuständig fühlen und sich dahinterklemmen.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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