Afrikapreis an Clovis Razafimalala: Rückendeckung für Rosenholzschützer

Die Deutsche Afrika-Stiftung zeichnet Umweltaktivisten aus Madagaskar und Tansania aus. In ihrer Heimat sind sie der Verfolgung ausgesetzt.

Clovis Razafimalala mit dem deutschen Botschafter in Madagaskar, Harald Gehrig

Ausgezeichnet: Umweltschützer Clovis Razafimalala Foto: Deutsche Afrika-Stiftung

BERLIN taz | Es ist eine überfällige Anerkennung für einen Kampf, bei dem der Skandal darin besteht, dass er überhaupt nötig ist. Clovis Razafimalala aus Madagaskar, der am Dienstag in Berlin zusammen mit dem Naturschützer Gerald Bigurube aus Tansania den Afrika-Preis der Deutschen Afrika Stiftung (DAS) erhält, gehört zu einer Reihe mutiger madegassischer Umweltschützer, die sich unter hohem persönlichem Einsatz dem Schutz der einmaligen natürlichen Reichtümer ihres Landes widmen und international viel zu wenig beachtet werden.

Das edle Rosenholz, in China für teure Möbel sehr begehrt, ist seit Jahrzehnten Objekt hemmungslosen Raubbaus auf Madagaskar, einer Insel kontinentalen Ausmaßes im Indischen Ozean mit einer weltweit einzigartigen Flora und Fauna, die bereits über vier Fünftel ihrer natürlichen Wälder verloren hat, während die Mehrheit der Bevölkerung in bitterem Elend lebt. Der Export von Rosenholz aus Madagaskar ist theoretisch verboten – aber er blüht unter jeder neuen Regierung neu auf.

Razafimalala leitet im Nordosten Madagaskars die Umweltschutzorganisation Lampogno, die sich einen Namen machte, als sie beobachtete, was alles an mit Rosenholz beladenen Schiffen den Hafen der Stadt Maroantsetra verließ. Die Zollbehörden, die das hätten verhindern sollen, waren 2010 abgezogen und durch die Gendarmerie ersetzt worden, die beide Augen zudrückte.

Wer sich dafür interessiert, lebt gefährlich. Am 16. September 2016 wurde der 48-jährige Razafimalala unter dem Vorwurf festgenommen, zwei Tage zuvor zur Plünderung öffentlicher Gebäude aufgerufen zu haben. In Maroantsetra war es zu Ausschreitungen im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit zwischen zwei Vanillehändlern gekommen.

Für Razafimalala wird das Leben nicht einfacher

Razafimalala wurde in die Stadt Toamasina ausgeflogen und verbrachte dort zehn Monate im Gefängnis, bis er im Juli 2017 vor Gericht stand und freikam, obwohl er schuldig gesprochen wurde – das Gericht verurteilte ihn zu fünf Jahren Haft auf Bewährung. In der Zwischenzeit waren internationale Menschenrechtsorganisationen auf seinen Fall aufmerksam geworden.

„Seit ich 2009 mein Engagement für die Umwelt begann, habe ich viele Drohungen erhalten“, berichtete Razafimalala nach seiner Freilassung. „Sie haben versucht, mein Haus anzuzünden. Ich habe Todesdrohungen erhalten. Auf Madagaskar sind fast alle Umweltschützer bedroht – ob sie sich für den Schmuggel von Rosenholz oder den von Schildkröten interessieren oder für den illegalen Saphirabbau in den Nationalparks. Manche mussten das Land verlassen. Die Bevölkerung unterstützt uns, aber sie hat Angst, uns zu folgen.“

Den Preis in Deutschland erhält der Umweltschützer ausgerechnet zwischen den beiden Wahlgängen der Präsidentschaftswahl auf Madagaskar. Für Razafimalala wird das Leben nicht einfacher, egal wer ab 2019 Madagaskar regiert.

Umso wichtiger, dass er jetzt mit der Auszeichnung durch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble internationale Rückendeckung erhält. Vergangenes Jahr war der Preis der Deutschen Afrika-Stiftung an den Menschenrechtsanwalt Nicholas Opiyo aus Uganda gegangen.

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