Krieg in Syrien: Giftgas in Aleppo

Erneut wurde in Syrien offenbar Giftgas freigesetzt. In Aleppo mussten mehr als 100 Menschen ins Krankenhaus. Getötet wurde niemand.

völlig zerstörte Gebäude

Blick von der Zitadelle: Weite Teile Aleppos wurden im Krieg zerstört Foto: dpa

BERLIN taz | In der syrischen Stadt Aleppo ist verschiedenen Berichten zufolge erneut Giftgas eingesetzt worden. Demnach sind rund hundert Menschen mit Atembeschwerden in Krankenhäuser eingeliefert worden. Getötet worden sei durch den Einsatz niemand. Die staatliche Nachrichtenagentur des Assad-Regimes berichtete unter Berufung auf den Polizeichef von Aleppo, Rebellen hätten drei Viertel der Stadt mit Raketen angegriffen, die Giftgas enthielten.

Auch die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, dass knapp hundert Menschen eingeliefert worden seien, darunter Dutzende Frauen und Kinder. Die Mehrheit der Eingelieferten wurde dem Bericht zufolge wieder entlassen.

Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdurrahman, bestätigte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP zudem, dass über der Stadt der Geruch von Gas gelegen habe. Von einem Angriff sprach die Beobachtungsstelle nicht. Nach Angaben der syrischen Staatsmedien sowie des russischen Verteidigungsministeriums, handelte es sich bei dem angeblich eingesetzten Kampfstoff um Chlorgas.

Die Nationale Befreiungsfront, ein Rebellenbündnis in den Provinzen Aleppo und Idlib, wies die Anschuldigungen in einer Stellungnahme zurück. Die Aufständischen verfügten weder über Giftgas noch über die Mittel, es einzusetzen, sagte Kommandeur Abdel Salam Abdel-Rasak, der einst selbst am Chemiewaffenprogramm der Regierung mitgearbeitet hatte, bevor er zu Opposition übergelaufen ist. Die Regierung lüge, twitterte er.

Chlorgas und Sarin

In Syrien ist immer wieder Giftgas eingesetzt worden. In den jüngsten Fällen handelte es sich um Chlorgas, das bei hoher Konzentration tödlich sein kann. Der Einsatz des Gases als Kampfstoff gilt als Kriegsverbrechen, auch wenn der Stoff selbst nicht verboten ist.

In mehreren Fällen wurde auch das Nervengift Sarin eingesetzt. Nach einem Angriff 2013 nahe der Hauptstadt Damaskus, bei dem mehr als 1.000 Menschen getötet wurden, kamen UN-Chemiewaffenexperten zu dem Ergebnis, dass das freigesetzte Sarin aus Beständen des Regimes gestammt haben muss.

Im Fall des Angriffes auf die Stadt Khan Scheikhun im vergangenen Jahr, bei dem mehr als 80 Menschen getötet wurden, handelte es sich nach Angaben der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) auch um Sarin. Die Vereinten Nationen machten für den Angriff die syrische Regierung verantwortlich.

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