ARD-Drama über Aenne Burda: Unschöne Nähe

Der Zweiteiler erzählt die Geschichte der Verlegerfamilie Burda. Das ist historisch gesehen interessant, aber langweilig erzählt.

Szene aus dem Film: Aenne (Katharina Wackernagel) sitzt mit ihrem Sohn Hubert (ior Kudrjawizki) auf einer Treppe

Aenne (Katharina Wackernagel) kümmert sich um ihren Sohn Hubert (Lior Kudrjawizki) Foto: Hardy Brackmann

Ja, is denn scho wieder Burda-Time im Ersten? Nur drei Wochen nach dem Bambi, „Deutschlands wichtigstem Medienpreis“ (O-Ton ARD), steht der erste Teil der Geschichte von Deutschlands wichtigster Wirtschaftswunderfrau auf dem Programm. „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ nennen die Verantwortlichen den von Francis Meletzky inszenierten Zweiteiler jedenfalls unbescheiden.

Die ohnehin exquisiten Verbindungen zum Print-Konzern – der Bambi wird von Hubert Burda Media verliehen – scheinen auch bei der PR für den Film über Aenne Burda zum Tragen gekommen zu sein. Als kürzlich in Offenburg die Filmpremiere des Zweiteilers stattfand, firmierten der verantwortliche SWR und das Haus Burda.

Von der Premierenveranstaltung veröffentlichte die Pressestelle des SWR dann ein neunminütiges Video, das nicht etwa die Bewegtbild-Fachleute des SWR produziert haben, sondern, wie in der Autorenzeile freundlicherweise vermerkt ist, die Bewegtbild-Experten von Hubert Burda Media.

Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender die Premiere eines Films, der auch die Geschichte eines Wirtschaftsunternehmens erzählt, gemeinsam mit ebendiesem Wirtschaftsunternehmen präsentiert, muss man nicht ideal finden. Dazu, sich den Zweiteiler unbefangen anzuschauen, trägt diese Form der Nähe jedenfalls nicht bei.

„Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“, 5.12. und 12.12., 20.15 Uhr, ARD

Verbindungen zum NS-Regime

Jahaa, werden sie bei ARD nun entgegen: Ist dieser Film denn etwa unkritisch gegenüber seinen Protagonisten? Nö, ist er nicht. Franz Burda (Fritz Karl), der Vater des heutigen Imperiumlenkers Hubert, wird als Bilderbuchschuft beschrieben, der jahrelang halbwegs geheim eine Art Zweitehe führte. Auch die Verbindungen des Unternehmens zum NS-Regime kommen zur Sprache. Bei einer Abendgesellschaft im feudalen Hause Burda bemerkt einer der Anwesenden: Damals habe der Hausherr „die Karten für den Rommel“ produziert, und „heute druckt er für den Franzosen“.

Die Äußerung bezieht sich darauf, dass die Karthographische Anstalt Dr. Franz Burda während des Zweiten Weltkrieges Landkarten für Luftwaffe und Wehrmacht herstellte, unter anderem für Erwin Rommel. Nach Kriegsende druckten die ideologisch flexiblen Burda-Leute Schulbücher für die französischen Besatzer. „Franz Burda hatte seine ersten Erfolge bereits vor 1945 und gehört zu den Kriegsgewinnern“, schreibt dazu der Autor Peter Köpf in seinem Buch „Die Burdas“. Burda sei ein „Mittäter“ des Nationalsozialismus gewesen.

Diese politische Vergangenheit spielt in der 1949 beginnenden Geschichte aber eher eine kleine Rolle, vor allem verglichen damit, wie oft man aufs Brot geschmiert bekommt, dass die Titelheldin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist. 1949 erlebt Aenne Burda (Katharina Wackernagel) die Schlüsselmomente ihres Lebens: Zunächst bemerkt sie, dass ihr Gatte sie betrogen hat – und dann, fast schlimmer, dass er die Nebenbuhlerin zur Verlegerin einer Zeitschrift gemacht hat, deren Idee von ihr, Aenne, stammt. Sie bringt den niederträchtigen Gatten dazu, ihr diesen Verlag zu überschreiben.

Mit dem für eine Frau damals völlig ungewöhnlichen Schritt in die Geschäftswelt beginnt auch die private Emanzipation von Aenne Burda

Damit beginnt die Erfolgsgeschichte der Zeitschrift Burda Moden, die Schnittmuster bietet, dank deren sich Leserinnen Topkleider selbst schneidern konnten. Mit dem damals für eine Frau völlig ungewöhnlichen Schritt in die Geschäftswelt beginnt auch die private Emanzipation Aen­ne Burdas.

Das ist zwar gesellschaftshistorisch interessant, wird aber so glatt und bieder runtererzählt, das jenseits der Zielgruppe, die sonst Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen im ZDF guckt, niemand Gefallen daran finden dürfte. Das gilt insbesondere für die Süßstoff-über­dosierte Musik. Die kleistert hier fast alles zu.

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