Skirennläufer verstößt gegen FIS-Regel: Umstrittene Luftnummer

Wegen der Inhalation von Sauerstoff könnte Stefan Luitz ein Sieg aberkannt werden. Die stellt zwar kein Doping dar, verboten ist sie trotzdem.

Skirennläufer Stafan Luitz bei der Abfahrt

Leicht verunsichert: Stefan Luitz auf der Piste Gran Risa in Alta Badia Foto: reuters

ALTA BADIA taz | Stefan Luitz wollte nichts wie weg. Nur mit Mühe war der 26 Jahre alte Skirennläufer aus Bolsterlang noch zu einem kurzen, sehr kurzen Fernsehinterview zu überreden. Es sei nicht sein bestes Skifahren gewesen, sagte er nach seinem 20. Platz beim Weltcup-Riesenslalom von Alta Badia am Sonntag im ZDF. „Die Themen, woran es gelegen haben könnte, haben wir jetzt genug diskutiert.“ Danach stapfte er davon und suchte Trost bei seiner Freundin. Als er dabei fotografierte wurde, verlor Luitz kurz die Contenance und blaffte in Richtung Fotografen.

Es ist keine Überraschung, dass sein Nervenkostüm nicht das stabilste ist. Auf den Allgäuer stürzte nach dem bisher größten Triumph in seiner Karriere, dem Riesenslalom-Sieg in Beaver Creek vor zwei Wochen, einiges auf ihn, wofür er selbst nicht viel kann, außer, dass er den Punkt 2.12 der Anti-Doping-Regeln des Internationalen Skiverbandes nicht kannte. Aber das muss er vielleicht auch nicht, im Gegensatz zu den Verantwortlichen in seinem Umfeld.

Die hatten beim Rennen in den Rocky Mountains Frischluftflaschen bereitgestellt, damit die deutschen Athleten in Höhenlagen – Beaver Creek liegt auf rund 3.000 Meter – den Sauerstoffmangel durch ein Einatmen über eine Maske ausgleichen können. Das verstößt zwar nicht gegen den Code der Welt-Anti-Doping-Agentur, aber gegen die Fis-Regeln.

Dies alles erfuhr Luitz kurz nach seinem Sieg und muss nun damit zurechtkommen, womöglich nachträglich disqualifiziert zu werden. „Klar beschäftigt einen so was“, gibt er zu. „Aber wen würde so etwas nicht beschäftigen?“

Den Deutschen Skiverband erreichte am frühen Donnerstagabend eine Mail, in der die zu erwartende Sanktion ausgesprochen wurde. Luitz und der DSV haben nun bis zum 26. Dezember Zeit, das Urteil anzunehmen. In dem Falle werden dem Athleten der Sieg aberkannt und die 100 Weltcup-Punkte dafür gestrichen.

Das Wort Doping soll raus

Luitz kann aber auch eine Anhörung fordern, dann ginge die Angelegenheit noch einmal vor das Doping-Panel der Fis. DSV-Alpinchef Wolfgang Maier stört sich in erster Linie daran, dass die Angelegenheit mit Doping in Verbindung gebracht wird. Das Wort Doping müsse rausgenommen werden, sagte er, „sonst gehe ich bis zum Cas“, dem Internationalen Sportgerichtshof.

Fis-Generalsekretärin Sarah Lewis bestätigte nun mündlich, dass es sich um kein Dopingvergehen handelt, sondern um einen „Verstoß gegen das Reglement“, allerdings – und das ist ein befremdlicher Punkt – ist das Sauerstoffverbot in den Anti-Doping-Regeln verankert.

Stefan Luitz

„Wen würde so etwas nicht beschäftigen?“

Für Verwirrung sorgt außerdem, dass sich die Fis auf der ersten Seite ihrer Anti-Doping-Regeln auf die Wada bezieht, in Punkt 2.12 davon jedoch abweicht. Maier hatte in Beaver Creek deshalb extra bei einem dem Medizin-Komitee der Fis angehörenden Arzt nachgefragt – und nicht einmal der scheint im Bilde gewesen zu sein. Der Alpinchef hatte nach eigenen Angaben die Auskunft bekommen, dass der Wada-Code greife. „Niemand hatte den Punkte 2.12 auf dem Schirm“, sagte Maier. „Das heißt aber natürlich nicht, dass wir keinen Fehler gemacht haben.“

Stefan Luitz ahnte bereits am Samstagabend, dass es nicht so leicht werden würde, sich alleine aufs Skifahren zu fokussieren. Als er bei der Startnummernauslosung die Nummer eins zog, war die Erinnerung an das Jahr zuvor zurück. Da hatte er ebenfalls das Rennen in Alta Badia eröffnet, aber nur vier Tore später war der Riesenslalom auf der Gran Risa für ihn schon wieder beendet – wegen eines Kreuzbandrisses. Die ganze Saison war für ihn vorbei.

„Es ist einfach brutal schwer, das alles auszublenden“, gab Luitz zu. „Dann fährt vielleicht ein bisschen die Vorsicht mit.“ Und eine gehörige Portion Verunsicherung.

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