Syndikat-Aktivisten in London: Den Eigentümern hinterher

Vier Aktivisten der Kneipe Syndikat reisen nach London und wollen mit ihren Vermietern reden. Ihr Ziel: ein neuer Mietvertrag.

Syndikat-Plakat in einer Straße mit Londoner Taxen

Londons berühmteste Kneipe Foto: twitter.com/syndikat44

LONDON taz | Mit einer Liste von 4.000 Unterschriften für ihren Verbleib im Gepäck stehen am Dienstag vier Aktivsten der Neuköllner Kneipe Syndikat am Londoner Cavendish Square vor einem Neubau mit der Hausnummer 33. Christian, seit über elf Jahren Mitglied des Kollektivs, und seine Mitstreiter besuchen die Eigentümer ihres Hauses. Sie wollen mit den Pears-Brüdern – denen die gleichnamige Firmengruppe gehört – sprechen. Denn ihrem Immobilienzweig gehören mehr als 6.000 Wohnungen in Deutschland, vor allen in Berlin, darunter auch das Haus in der Weisestraße.

„Unser Mietvertrag geht zu Ende“, sagt Christian. „Wir wollen einfach mit den Verantwortlichen freundlich reden, damit unser Mietvertrag, den es seit 33 Jahren gibt, verlängert wird. Deswegen werden wir uns auch benehmen.“ Die kleine Delegation aus vier Berliner Aktivisten hat sich hierfür Verstärkung aus London organisiert, nicht nur mittels einer Musikanlage, aus der laut Ska und Punk dröhnen.

Das Radical Housing Network, das britische Wohnkampagnen vernetzt, ist ebenfalls gekommen, und auch Unison, die größte Gewerkschaft des Landes, schickte ihren Wohnungsexperten Glyn Robbins. „Derartige Situationen sind globale Probleme, und es ist für uns überhaupt keine Frage, dass wir uns hier solidarisch und vereint zeigen müssen“, sagte Robbins der taz.

Mit dabei ist auch Jacob Wills von der Europäischen Koalition für Wohnrechte in Städten. „Wir können eigentlich nur davon lernen, dass Menschen aus Deutschland bereit sind, sich ins Ausland zu begeben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen“, betont er. Es war seine Initiative, welche die deutschen Gäste in London umsonst übernachten ließ und bewirtete.

Unterstützung fürs Kollektiv

Mariam Gensky ist eine der vier aus Berlin, sie ist Mitglied der Solidarischen Aktion Neukölln. „Es war einfach wichtig zu vermitteln, was für ein wichtiger Ort das Syndikat ist“, sagt sie. Hilfe kam auch vom anarchistischen Londoner Buchladen Freedom Press in Whitechapel, erzählt Gensky, wo sie umsonst Plakate für die Aktion gestalten konnten. „Elektive Philanthropie ist das Kreieren von Räumen – nicht ihre Zerstörung“, hat Gensky auf ein Plakat geschrieben, das sie in den Händen hält.

Christian war mit den anderen schon am Morgen bei der Pears Foundation, dem sozialen Ableger des Unternehmens. Als sie dort standen, kam ein Mann heraus, der sich nicht vorstellte, aber angab, von der Foundation zu sein. „Wir erklärten, dass die Interessen des Syndikats zu dem passen, wofür die Pears Foundation steht. Wir geben sichere Räume, agieren als sozialer Raum, sammeln Gelder für gute Zwecke.“

Die vier Aktivisten konnten ein paar ihrer Flugblätter loswerden, jedoch wurden ihre Geschenke nicht angenommen, aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Am Cavendish Square blieb es auch erst mal nur bei Gesprächen mit den Sicherheitsleuten. Christian gab zu, dass er nervös war. „Es ist eine Mischung aus dem nicht wissen, was geschieht, und Sorgen um die Zukunft des Syndikats.“

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