Italienischer Linksterrorist: Cesare Battisti in Bolivien gefasst

Der italienische Terrorist lebte lange in Brasilien. Nach der Wahl Bolsonaros ist er geflohen und wurde nun von Interpol in Bolivien aufgespürt.

Battisti mit Kaffeebecher

Ein Mann mit vielen Leben und vielen Freunden: Cesare Battisti (Archivbild aus dem Jahr 2015) Foto: Reuters

ROM taz | Er war nur 26 Jahre alt, als er unter abenteuerlichen Umständen aus dem Gefängnis Frosinone in Mittelitalien entkam, hinausbegleitet von zwei Komplizen, die sich als Carabinieri verkleidet hatten. Das war 1981. Seitdem ist Cesare Battisti auf der Flucht vor der italienischen Justiz, die in ihm nichts anderes sieht als einen Terroristen, der an vier Morden Ende der 70er Jahre beteiligt gewesen sein soll.

Bereits als Jugendlicher kommt Battisti immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Mehrfach wird er in seiner Heimatstadt Latina, südlich von Rom, festgenommen, unter anderem wegen Raubtaten. 1977 muss er dann ins Gefängnis, weil er während seines Wehrdienstes einen Unteroffizier verprügelt hat. Im Knast beginnt dann sein zweites Leben, das des linken Terroristen. Damals haben in Italien Hunderte Linksradikale zu den Waffen gegriffen. Die Anschläge der Brigate Rosse (BR) erschüttern das Land. Höhepunkt der Gewaltserie ist die Entführung und Ermordung Aldo Moros im Frühjahr 1978.

Dutzende Vereinigungen eifern dem großen Vorbild der BR nach. Unter ihnen sind die PAC (Proletari armati per il comunismo), denen Battisti sich im Gefängnis anschließt. Von 1978 bis 1979 begeht die Gruppe vier Morde, zwei an Polizisten, zwei an Händlern, einem Juwelier und einem Metzger, die beide in den Monaten zuvor Kriminelle beim Versuch, ihre Läden auszurauben, erschossen hatten. Kurz darauf wird Battisti verhaftet.

Mit seiner Flucht 1981 beginnt sein drittes Leben. Neun Jahre verbringt er im mexikanischen Puerto Escondido, 1990 geht er dann nach Paris. Dort hält Präsident François Mitterrand seine schützende Hand über zahlreiche aus Italien geflohene linke Terroristen und gewährt ihnen Exil. Battisti wird Romanautor, sichert sich so seine Existenz und gewinnt intellektuelle Freunde.

Ein Geschenk von Bolsonaro

Freunde, die sich mit ihm solidarisieren, als Frankreich ihn 2004, nun unter Präsident ­Jacques Chirac, an Italien ausliefern will. Sie stört es nicht, dass Battisti bis 2006 seine Rolle in den PAC nicht kommentieren will. Später wird er lediglich erklären: „Ich kann Dinge nicht bereuen, die ich nicht getan habe.“

Wieder kommt Battisti davon, flieht Richtung Brasilien und wieder hält ein Präsident schützend die Hand über ihn. Dieses Mal ist es Lula da Silva. Vier Jahre sitzt Battisti zwar im Gefängnis, weil die brasilianische Justiz ihn an Italien ausliefern will, doch am Ende setzt Lula sich durch und dem Italiener wird eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erteilt.

Zum Verhängnis wurde ihm nun die Wahl des rechtsextremen Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten. Der hatte bereits während des Wahlkampfs wissen lassen, er wolle „Italien ein Geschenk machen“. Battisti tauchte umgehend unter. Jetzt aber spürte ein Interpol-Kommando den 64-Jährigen in Santa Cruz del al Sierra in Bolivien auf. Mit seiner Auslieferung nach Italien rechnen Experten innerhalb der nächsten Tage. Dort müsste er dann eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen.

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