„Tatort“ aus Dortmund: Auf der Geisterbahn

Jeder ist korrumpierbar? Kommissar Faber ist es im „Tatort“ aus Dortmund jedenfalls, wenn es um seine tote Familie geht.

Tatort-Schauspieler Jörg Hartmann alias Komissar Faber

Komissar Faber (Jörg Hartmann) wird seine Geister nicht los Foto: WDR / Thomas Kost

„Ach, der Dortmunder Tatort!“, sagte neulich ein Kollege. Die seien doch alle so dermaßen eingeschnürt in ihren Rollen, die hätten doch keinen Millimeter Platz, sich freizuspielen! Okay, da ist der noch recht frische Kollege Jan Pawlak (Rick Okon) der, typisch Mann!, seine Kollegin Nora Dalay (Aylin Tezel) – Frau, Migrantin! – immer wieder in den Schatten stellen darf: tatsächlich recht grob geschnitzte Rollenklischees also.

Und trotzdem guckt man den Dortmundern gerne zu. Vor allem deshalb, weil Jörg Hartmann seine Figur des bekennend lebensmüden Kommissars Faber einfach nicht leid wird. Die Figur lebt, und deshalb leidet man auch immer noch mit ihr an diesem vertrackten Langzeitfall, der sich wie ein roter Faden durch die Dortmunder Episoden zieht.

Faber hat Frau und Kind vor Jahren bei einem Autounfall verloren. Der Mann, von dem er glaubt, dass der den Unfall mit Absicht provoziert hat, ist auf der Flucht: Markus Graf (Florian Bartholomäi), ein verurteilter Serienmörder. In der letzten Folge gelang es Faber, seinen Widersacher in Sicherungshaft wegzuperren – doch Graf entkam.

Und verfolgt ihn weiter, wenn auch in dieser Episode nur aus der Ferne, in Form eines Fotos nämlich, das Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau), Mitarbeiterin beim Verfassungsschutz, ihm auf den Bartresen knallt: „Ich sage Ihnen, wo Graf ist. Sie halten sich aus meinem Fall raus.“

Dortmund-„Tatort“: „Zorn“, So., 20.15 Uhr, ARD

Jeder ist korrumpierbar? Faber ist es, wenn es um seine tote Familie geht. Auch sonst gibt es viel Zorn in dieser Folge. Eine Zeche macht dicht und die Kumpel, die jahrelang eingefahren sind, sitzen jetzt tagsüber in einer tristen Ruhrpottkneipe, halten sich am Pils fest und fühlen sich betrogen – von den Zechebetreibern, die aus dem Bergwerk einen Vergnügungspark machen und die Arbeiter allzu schnöde abspeisen wollen: mit 20.000 Euro „und einem Job in der Geisterbahn“, so sagt es einer der Ex-Kumpel irgendwann fassungslos zu Kommissarin Nora Dalay.

Geht der tote Bergmann Sobitsch, der den Protest gegen die Abfindungen anführte, also auf das Konto von Klaus Radowski (Peter Kremer), der bei den Kumpels unten durch ist, weil er sie vom Angebot des Ex-Arbeitgebers überzeugen will? War es einfach Mord aus Eifersucht? Sobitsch hatte eine Affäre mit der Frau eines Kollegen. Und warum interessiert sich überhaupt der Verfassungsschutz für den toten Bergmann?

Faber könnte das vielleicht aufklären – wenn es sein anderer, sein ganz persönlicher Fall, nur zuließe.

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