Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Jens Spahn ist ein schlechter Verlierer und Trump poltert durch den Porzellanladen. Außerdem: Sind lange Haare besonders männlich?

ein langhaariges Rind

Besonders männlich? Foto: unsplash/Livin4wheel

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergange-nen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Verkehrsminister Scheuer ruft zum Widerstand gegen Fahrverbote auf.

Und was wird besser in dieser?

CSU plant langfristig Wiedereinführung von Dampfloks.

Die Große Koalition hat sich darauf geeinigt, das Werbeverbot für Abtreibungen zu lockern. Trotzdem hat Gesundheitsminister Spahn eine Studie in Auftrag gegeben, die die psychischen Folgen von Abtreibungen für Frauen untersuchen soll. Ist der CDU-Minister jetzt zu den „Lebensschützern“ übergelaufen?

Schlechter Verlierer. Noch vor einem Jahr brillierte er mit dem Anwurf, einige, „die jetzt für Abtreibungen werben wollen“, seien „kompromisslos, wenn es um das Leben von Tieren gehe“. Nun fügt er dem Stapel von Studien eine weitere hinzu. Mit dem neuen Gesetz verschwindet das „Werbeverbot“ und hoffentlich auch der absurde Begriff: §219a belegt mit Strafe, wer „seines Vermögensvorteils wegen“ Schwangerschaftsanbrüche anbietet und die Methode ausführt. Das war schon immer Blödsinn, denn wer etwa einen Blinddarmeingriff nebst OP-Details schildert, macht das auch nicht gratis, bleibt jedoch straffrei. Künftig werden ÄrztInnen darüber informieren dürfen, dass sie helfen und Ärztekammern und Beratungsstellen darüber, wie. Es wird Nacht in Berlin, nur in Spahns Büro brennt noch Licht; er googelt sich durch Ärzte-Websites und feixt, wenn er OP-Details findet.

Die USA sind aus dem INF-Vertrag ausgestiegen, der bislang nukleare Mittelstreckenraketen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland verboten hat. Wer rüstet nun zuerst wieder auf?

Alle. Wer ein Beispiel sucht, dass Trump und Putin gemeinsame Interessen auf der internationalen Showbühne als bösen Konflikt verkaufen – bitte schön: Russland betont bereits seit 2007, dass die Koreas, Indien, Pakistan, Israel und Iran munter Mittel- und Langstreckenraketen bauten. Die USA drohten es mit dem „europäischen Raketenabwehrprogramm“ an. Kurz: USA und Russland wollen mitmachen, werfen einander vor, dies längst zu tun. Option eins: Man versucht, die anderen Länder in die „doppelte Nulllösung“ einzubeziehen. Option zwei: Die letzten beiden vertragsgebundenen Staaten steigen aus. Dafür hätte Putin jedoch einen US-Präsidenten gebraucht, der eitel genug ist, durch den Porzellanladen zu poltern. Wie unklug wäre es von Russland gewesen, Trump im Wahlkampf nicht zu unterstützen?

Es wird Nacht in Berlin, nur in Spahns Büro brennt noch Licht; er googelt sich durch Ärzte-Websites und feixt, wenn er OP-Details findet

Das britische Parlaments hat mal wieder über den Brexit abgestimmt. Der Austritt soll nicht ungeregelt sein, aber dem Abkommen mit der EU wollen sie weiterhin nicht zustimmen. May soll noch einmal mit Brüssel verhandeln, obwohl Brüssel nicht will. Hat das irgendwann ein Ende?

Der „back stop“ besagt, dass Nordirland in der Zollunion mit der EU bleibt, wenn keine andere Lösung gefunden wird. Die andere Lösung wäre, dass Großbritannien in der Zollunion bleibt nach dem Brexit. Und mit ihm Nordirland. Bingo: May braucht Zeit, viel Zeit, bis sich eine Mehrheit mit dem Fortbestand der Zollunion abgefunden hat.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Antrag des Stabsfeldwebels Marcus G., der lange Haare tragen will, abgewiesen. Der Bundestag soll den Haar- und Bart-Erlass nun gesetzlich regeln. Was also tun gegen die Diskriminierung des Mannes?

Frauen dürfen beim Bund lange Haare zum verteidigungsbereiten Zopf flechten, dass Augen, Ohren, Kragen und Schultern vorschriftsmäßig unbefellt abschrecken. Männerzopf und Herrendutt würden es Soldaten ermöglichen, nach Dienstschluss auch in der Gothic-Szene glaubwürdig aufzutreten, was erklärtes Ziel des klagenden Feldwebels ist. Sein Argument, früher sei Männern mit langen Haaren eine besondere Männlichkeit nachgesagt worden, weise ich als diskriminierend zurück.

In Bayern wurden zwei Aktivistinnen verurteilt, weil sie weggeworfene Lebensmittel aus dem Container eines Supermarkts mitgenommen haben. Was wird nun aus dem Hobby?

Lebensmittel zu vernichten kann man auch als Straftat sehen. In Frankreich hätten die Containerinnen Aussicht auf Erfolg, da müssen Supermärkte qua Gesetz Reste kompostieren, damit Tiere füttern oder die Reste spenden. Betriebswirtschaftlich gesehen bezahlen Verbraucher, dass Lebensmittel weggeworfen werden.

Und was machen die Borussen?

Borussensoli. Am letzten Spieltag gastiert der BVB in Mönchengladbach, und dann sollen die Bayern ein feines Duell Erster gegen Zweiten sehen.

Fragen Markus Kowalski, cas

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.