Früh gekauft und teuer verschenkt

Die Kunsthalle zeigt einen Einblick in die Schenkung des Sammlerpaars Hanjo und Angelika Antpöhler

Die Schenkung war eine der umfangreichsten an die Kunsthalle

VonJan-Paul Koopmann

Die Sammlung Antpöhler ist eine „der umfangreichsten und bedeutendsten Schenkungen“ an die Bremer Kunsthalle, sagt Direktor Christoph Grunenberg. Ersteres hat er schwarz auf weiß: Der Schenkungsvertrag nennt 1.000 Graphiken, die das Nordbremer Ehepaar Angelika und Hajo Antpöhler dem Museum 2010 vermacht hat.

Tatsächlich waren es noch einige mehr: Beim Auspacken fanden sich rund 1.300 Graphiken, 200 Gemälde, Objekte und Plastiken. Und was die Bedeutung angeht, kann sich die Öffentlichkeit nun selbst einen Eindruck verschaffen: in der Ausstellung einer Auswahl der geschenkten Arbeiten.

Die Schau dokumentiert dabei weit mehr als nur den Geschmack der Antpöhlers. Da geht es einmal quer durch die Nachkriegs-Kunstgeschichte. Von deutscher informeller Kunst über Pop-Art und Bildhauergraphiken bis zur konkreten Poesie. Gerhard Richter ist prominent vertreten, Gernot Bubenik, die Künstlergruppe ZERO und viele andere. Kurator Frank Laukötter hat mit der Witwe Angelika Antpöhler die Sammelgeschichte des Paares rekonstruiert und einen bemerkenswerten Einblick in die Kunst der vergangenen Jahrzehnte zusammengestellt.

Und hier wird tatsächlich auch die Frage interessant, um wen es sich bei diesen Sammler*innen handelt, von denen die für sich schon bemerkenswerten Arbeiten stammen. Dass das Paar etwa nicht sonderlich reich war, ist gemessen am heutigen Wert ihrer Sammlung schon bemerkenswert. (Angelika Antpöhler erzählt heute etwa, wie sie nach der Geburt ihres ersten Sohnes, das von den Eltern zugeschossene Geld für eine Waschmaschine stattdessen in zwei Kunstmappen investierte.) Ihnen habe daran gelegen, „sich in der Gegenwart mit dem zu beschäftigen, was später Geschichte werden würde“, heißt es im Ankündigungstext der Schau – „und heute unbezahlbar ist“, möchte man ergänzen.

Von Hajo Antpöhler, der neben seiner Sammler- und Galeristentätigkeit selbst Künstler war, stammt der Ausstellungstitel. Den Satz „Unser Lehm ist der Kunz geweint“ hat er auf einen Bogen Millimeterpapier geschrieben, der hier zwischen anderen Sprachbildern hängt. Pathos und Witz: Auf den ersten Blick provoziert der Bruch zwischen falscher Orthographie und Krakelsatz auf der einen, und dem streng normierten Untergrund auf der anderen Seite. Wahr ist er wohl trotzdem.

Bis 2. Juni, Kunsthalle Bremen