Indonesische Bildergeschichte: Instagram sperrt schwulen Content

Ein Comiczeichner zeigte auf Instagram schwulen Alltag in Indonesien. Auf Drängen der indonesischen Regierung wurde der Account jetzt gesperrt.

Ein Mann mit einer gemalten Regenbogenflagge auf der Backe steht vor einer Regenbogenflagge

Demonstrant am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie in Jakarta 2015 Foto: imago/Zuma Press

BERLIN taz | Instagram hat auf Verlangen der indonesischen Regierung ein Konto entfernt, das Comicstrips über den Alltag eines schwulen Manns in dem muslimischen Land zeigte. Auf dem Account war auch ein Comic zu sehen, der Sex zwischen zwei Männern darstellte. Der indonesische Kommunikationsminister Rudiantara hatte deshalb gedroht, Instagram in Indonesien abzuschalten, wenn der Account nicht gesperrt werden würde.

Das Konto mit dem Nutzernamen @alpantuni wurde im November letzten Jahres eröffnet und versprach in der Biografie „schwule muslimische Comics für Menschen, die fähig sind, zu denken.“ Die bislang zehn veröffentlichten Geschichten zeigten teilweise oberkörperfreie Männer, in indonesischer Sprache wurde schwule Identität und religiöser Fanatismus thematisiert.

Der Hauptprotagonist Alpantuni wurde in den Zeichnungen aufgrund seiner sexuellen Orientierung drangsaliert. Diese wurden beispielsweise mit den Hashtags #gayindonesia, #gaymalaysia und #gaymuslims verbreitet. Der Account hatte vor der Sperrung knapp 6.000 Follower. In sozialen Medien wurde dem Zeichner daraufhin Blasphemie und Pornografie vorgeworfen.

„Homosexualität ist eine psychische Krankheit, die geheilt werden muss, dieser Comic wirbt für diese Krankheit“, sagte Muhyiddin Junaidi des indonesischen Rats der Höchsten Religionsgelehrten der New York Times. „Das wird den Glauben der Menschen langfristig zerstören.“

Am Mittwoch teilte das Informationsministerium mit, dass Instagram ihrer Aufforderung nachgekommen ist. Für eine Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur war das zu Facebook gehörende Unternehmen nicht erreichbar. Auch auf Facebook war eine Seite mit gleichem Namen und gleichem Inhalt am Mittwoch nicht mehr zugänglich.

Razzia in der Schwulensauna

Homosexualität ist in Indonesien mit Ausnahme der Provinz Aceh legal. In Aceh gelten Teile des islamischen Rechts der Schariah, schwule Männer werden dort teilweise öffentlich mit Peitschenhieben oder Gefängnisstrafen bestraft.

Auch andernorts gab es in dem südostasiatischen Inselstaat in letzter Zeit Razzien in der schwulen Subkultur. So wurden im Dezember 2018 zehn Männer zu Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren verurteilt, die bei einer Razzia in einer Schwulensauna in der Haupstadt Jakarta aufgegriffen worden waren.

Im Juli 2018 berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, dass die weit verbreitete Stigmatisierung von Homosexualität auch durch die Behörden zu einem starken Anstieg der HIV-Rate unter schwulen und bisexuellen Männern geführt habe. Da die Regierung untätig gegenüber willkürlichen Razzien durch die Polizei und militante Islamisten sei, würden Maßnahmen der Gesundheitsfürsorge nicht bei den entsprechenden Gruppen ankommen.

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