1. Mai Kreuzberg: Mehr Politik, weniger Dreck

Noch eine Runde: Bürgermeisterin Monika Herrmann hat sich erneut mit Anwohnern getroffen, um den 1. Mai zu planen. Langsam wird's konkret.

Menschenmassen auf dem Myfest in Kreuzberg

Viel zu viele: Menschenmassen auf dem Myfest in Kreuzberg Foto: dpa

Wirklich voll ist es nicht geworden. Neben dem harten Kern von Anwohnern und Organisatoren, vielleicht 20 Menschen, interessiert die Maifestplanung am Mittwochabend offenbar vor allem Journalisten. Im Stuhlkreis sitzen sie, vor ihren Wassergläsern mit Zitronenscheiben, und lauschen Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Im Stadtteilhaus Familiengarten an der Oranienstraße sucht sie das Gespräch, mehrere Veranstaltungen dieser Art gab es bereits. Man kann den Kreuzberger Ausnahmezustand ja gar nicht genug planen: Glasscherben und Plastikberge, alkoholbedingte Inkontinenz, Krawall und Kriminalität – alle diese Stressfaktoren sollen minimiert werden. Ruhiger und politischer soll es in diesem Jahr werden, so Herrmann.

Das Myfest soll aber bleiben. Eine Befragung von 5.000 Haushalten in der kritischen Zone zwischen Oberbaumbrücke und Moritzplatz hatte ergeben, dass rund 60 Prozent das Fest weiter befürworten. Auch wenn nur ein Viertel der Befragten die Umfragebögen zurückschickte.

Sowohl Gegner als auch Befürworter wünschen sich mehr Kiezbezug am 1. Mai. So auch Anwohnerin Sabine, die seit Hausbesetzerzeiten in Kreuzberg lebt und das Myfest von Anfang an mitorganisiert hat. Nach der Veranstaltung steht sie vor dem Eingang. „Heute sind tausende Feiertouristen hier, das ist nicht mehr unser Fest“, sagt sie. Herrmann, gerade zur Zigarettenpause nach draußen gekommen, gesellt sich dazu. „Wir müssen's über das Bühnenprogramm machen“, sagt sie.

Görli wird „Chillzone“

Die Zahl der Bühnen soll in diesem Jahr von sechs auf vier reduziert werden. Zwei sind explizit für Vereine und politische Initiativen reserviert. Dort gibt es Raum für Themen wie Gentrifizierung, Miete, Obdachlosigkeit, Antirassismus oder LGBTQ*-Rechte. „Der einzige Weg ist wohl, wenn es dem Partyvolk zu langweilig wird“, sagt Anwohnerin Sabine. Um das durchzusetzen, soll ab 21 Uhr die Musik abgedreht werden. Fraglich, ob dann wirklich alle nach Hause gehen.

Ein weiterer massiver Konfliktpunkt der letzten Jahre war der Görlitzer Park. Viele Anwohner beschwerten sich über Einlasskontrollen und lautes Bühnenprogramm. Auch wenn der Park im letzten Jahr nach der Feier sauberer war als in denen davor. Dieses Mal will Herrmann den Görli daher zur „Chillzone“ erklären. Ohne Einlasskontrollen gehe das aber nicht – sonst kämen die unangemeldeten Raver. Die feierwütigen Massen könnten dann natürlich die Wild-West-Zone, die Skalitzer Straße zwischen Görlitzer Park und Myfest, schwemmen. Aber irgendwo müssen sie ja hin.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.