Vorzeige-Piratin gegen Piraten

Abgeordnete Julia Reda verlässt die Piratenpartei – sie wirft ihrem Ex-Büroleiter sexuelle Belästigung vor

Von Astrid Ehrenhauser

Sie war das Gesicht im Kampf gegen die umstrittene Urheberrechtsreform. Nun hat die Europaparlamentarierin Julia Reda die Piratenpartei am Mittwoch verlassen. In einem Twitter-Video sagte sie: „Wählt eine Partei, die sich gegen Uploadfilter engagiert hat – aber wählt nicht die Piratenpartei.“

Der Grund: Ihr ehemaliger Büroleiter ­Gilles Bordelais, der auf Listenplatz zwei der Partei für die Europawahl steht, soll eine Mitarbeiterin sexuell belästigt haben. „Das ist für mich absolut inakzeptabel. So jemand darf nicht gewählt werden.“ Bordelais habe sie und ihrem Team „viele Stunden Arbeit gekostet“ und so den Einsatz gegen Uploadfilter behindert. Sie habe nach der verlorenen Abstimmung zur Urheberrechtsreform „unglaublich viele Nachrichten“ von Menschen bekommen, die wegen ihr jetzt die Piratenpartei wählen wollen. Sie wolle verhindern, dass dadurch am Ende Bordelais ins Parlament einziehen könne, der „absolut ungeeignet“ dafür sei.

Der taz sagte Vize-Parteichef Dennis Deutschkämer, Bordelais habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe zugesagt, notwendige Unterlagen nicht beim Wahlleiter einzureichen und so auf seine Kandidatur zu verzichten. Die Zusage habe er aber gebrochen. Bordelais dagegen sagte der taz, er habe die Unterlagen „in Abstimmung mit der Parteizentrale nachgereicht“. Er teile „die Frustration über das Abstimmungsergebnis“ zur Urheberrechtsreform, wolle aber nicht der Sündenbock sein.