Die Wahrheit: Blechköpfe und Benzinhirne

Wrumm! Jeremy Clarkson fährt Rosskastanien an, beschimpft Land und Leute, und ist auch sonst kaum zu bremsen. Nun parkt er auf dem Autofriedhof.

Jeremy Clarkson sieht aus, als ob er am Vorabend zu viel Benzin getankt hätte. Dafür kann er nichts. Aber für seine Schwachköpfigkeit, die er für Humor hält, kann er sehr wohl etwas. Autonarren auf der ganzen Welt verehren ihn, weil er früher die BBC-Sendung „Top Gear“ moderiert hat. Das ist eine Weile her, der Sender hat ihn vor vier Jahren rausgeschmissen, nachdem er seinen Produzenten in einem Restaurant in Yorkshire vermöbelt hatte, weil der das falsche Essen bestellt hatte.

Tausende Blechköpfe fielen über die BBC her und verlangten die Wiedereinstellung von Clark­son, darunter auch der damalige britische Premierminister David Cameron. Wie es um dessen Urteilsvermögen bestellt ist, weiß man, seitdem er 2016 das Brexit-Referendum anberaumt hat. Die BBC bewies besseres Urteilsvermögen und nahm den Rauswurf nicht zurück.

Zuvor aber rammte Clarkson für seine Sendung noch eine dreißig Jahre alte Rosskastanie mit einem Toyota, um dessen Stabilität zu demonstrieren. Die Dorfgemeinde glaubte, die Kastanie sei einem Akt von Vandalismus Jugendlicher zum Opfer gefallen. Erst bei der Ausstrahlung der Sendung dämmerte ihnen, dass es Clarkson war.

Fortan schrieb er Kolumnen für die Sunday Times und ihr ebenso widerliches Schwesterblatt The Sun. Einmal mokierte er sich über den Wirbel, den der Verlust von 25 Millionen Datensätzen von Kindergeldempfängern ausgelöst hatte. Um zu beweisen, wie harmlos das sei, veröffentlichte er seine Bankverbindung. Zu seiner Überraschung richtete jemand auf seinem Konto einen Dauerauftrag von monatlich 500 Pfund für die Diabetikerhilfe ein.

Hot Dogs bei Hyundai

Zur Dummheit gesellt sich bei Clarkson Rassismus. Bei der Birmingham Motor Show behauptete er, die Hyundai-Mitarbeiter hätten gerade „einen Hund gegessen“. Die Angestellten am BMW-Stand erklärte er zu Nazis, und ihre Autos seien „Nazi-Stabsfahrzeuge“. Dann legte er noch einen Hitlergruß drauf.

Grüne mag er auch nicht. Sie seien das „Nebenprodukt der alten Gewerkschaften und der Anti-Atom-Lesben“. Sie würden in der Zukunft zum Symbol für Zeiten werden, in denen „die Menschheit vorübergehend den Verstand verloren hatte und glaubte, dass Wind, Wellen und Tofu genügend Elektrizität für den ganzen Planeten produzieren“ könnten.

Seit 2015 moderiert Clarkson wieder eine Autosendung – bei Amazon Video. Dafür lässt der Sender das Sprithirn in der Welt herumreisen, aber Clark­son muss hin und wieder einen Skandal liefern. So griff er erst auf seinen erprobten Rassismus zurück und beschrieb kolumbianische Dorfbewohner als „Eselficker“, dann versuchte er es mit Homophobie und bezeichnete einen bestimmten Jeep als Schwulenauto. Das war selbst für Amazon zu unkomisch, sodass die Serie eingestellt wird. Schließt Clarksons Garagentür ab und werft den Schlüssel weg!

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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