Kommentar Waldschadensbericht: Nichtstun ist Klimaleugnen

Dank des Klimawandels wird es für viele Nadelbäume zu heiß und zu trocken. Aber Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner unternimmt – nichts.

abgestorbene Nadelbäume

Das sieht nicht gut aus Foto: dpa

Wer hierzulande vom Waldsterben spricht, droht sich schnell lächerlich zu machen. Ein Drittel Deutschlands ist von Bäumen auf zusammenhängenden Flächen bedeckt und gemeinhin wird das als Wald bezeichnet. Doch nicht einmal drei Prozent davon sind tatsächlich Wald – also natürliche Waldökosysteme. Alles andere sind landwirtschaftlich betriebene Forste, wenige Mischwälder und meistens Monokulturen.

Den meisten geht es schlecht, wie die Waldzustandserhebung zeigt. Förster haben vor allem Kiefern und Fichten angepflanzt. Sie wachsen schnell und bringen Geld. Der Klimawandel ändert das, denn für Fichten und Kiefern ist es zu heiß und zu trocken im deutschen Flachland. Sie brechen im Sturm, sind wegen der nicht artgerechten Haltung zu geschwächt, um sich vor Borkenkäfern zu schützen. Die meisten WaldbesitzerInnen wissen das durchaus, wollen aus dem Forst aber trotzdem das Maximale herausholen.

Für diese Klientel macht Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Politik. Selbstverliebt rühmt sie sich, Entschädigungen für Waldbesitzer nach dem Dürresommer 2018 lockergemacht zu haben. Schaut besorgt, wenn sie am Tag des Waldes einen Förster durch die Brandenburger Kiefermonotonie begleitet. Ihr Staatssekretär beruhigt den Agrarausschuss des Bundestags mit der Feststellung, dass Pestizide weiter im Wald zum Einsatz kommen. Manche WaldbesitzerInnen meinen, mit Gift ihre forstwirtschaftlichen Fehler ausgleichen zu können.

Klöckner ist zu schlau, um den Klimawandel in Frage zu stellen. Sie wäre politisch tot als Klimawandelleugnerin, doch unternimmt sie auch nichts, damit aus Forsten ökologisch nutzbare Wälder werden, die den Klimastress überstehen. Laubmischwälder kühlen auch überhitzte Städte, tragen zur Klimawandelanpassung bei. Anstehende Aufgaben zu unterlassen, ist auch eine Form des Leugnens, denn Klöckner verdrängt ja nichts. Sie nutzt die Verwerfungen in Klima und Natur, um ihre unnatürliche Politik zu rechtfertigen.

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