Neuer Image-GAU für Bayer-Tochter: Monsanto listete auch in Deutschland

Der Pestizidhersteller hat Listen mit Unterstützern und Kritikern erstellt – für die USA, aber offenbar auch für ganz Europa. Davon geht der PR-Leiter bei Bayer aus.

Umweltaktivisten protestieren mit einem weißem Banner, auf dem ein durchgestrichenes Bayer-Logo zu sehen ist.

Stehen vielleicht auch auf der Liste: diese Aktivisten vor der Bayer-Aktionärsversammlung in Bonn Foto: reuters

PARIS/LEVERKUSEN dpa/taz | Der US-Konzern Monsanto hat vor der Übernahme durch Bayer wohl nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland umstrittene Listen mit Kritikern und Unterstützern erstellen lassen. Davon geht der Leiter der Abteilung Public Affairs und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias Berninger, aus. Es sei sehr wahrscheinlich, dass derartige Listen EU-weit gegeben habe, sagte der Manager am Montag. Denn der Vertrag mit der beteiligten Kommunikationsagentur habe sich auf Europa erstreckt.

In Frankreich laufen gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller Vorermittlungen wegen illegaler Erfassung privater Daten. Monsanto steht unter Verdacht, geheime Listen mit Namen von Kritikern des Unternehmens und seiner Produkte in Frankreich geführt zu haben. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern sollen darauf stehen, darunter beispielsweise der von Ségolène Royal, Ex-Umweltministerin und Gegnerin des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.

Am Wochenende hatte sich Bayer für die Praxis entschuldigt und angekündigt, eine externe Kanzlei mit einer Aufklärung der Vorfälle beauftragen zu wollen.

Berninger betonte, nach allem, was er bisher gehört habe, halte er das Vorgehen von Monsanto für komplett unangemessen. Es gebe eine ganze Reihe von Beispielen, „wo um in der Fußballsprache zu sprechen, man nicht den Ball gespielt hat, sondern eher auf den Mann gegangen ist oder auf die Frau“.

Bayer hatte Monsanto im vergangenen Jahr für rund 56 Milliarden Euro gekauft und steht deshalb massiv unter Druck. In den USA klagen tausende Krebskranke wegen des glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels Roundup gegen den Chemiekonzern. Das Unternehmen wurde in zwei Prozessen zu dutzenden Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Bayer bestreitet die Vorwürfe und ging in Berufung.

Der Aktienkurs ist seitdem stark gesunken. Die Aktionäre verweigerten Konzernchef Werner Baumann Ende April auf der Hauptversammlung die Entlastung.

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